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plattenkritik

swervedriver - juggernaut rides
bereits erschienen (creation/castle-sanctuary records)

zum eingang sei mir ein kleiner zeitsprung gestattet.
es ist ein lauer frühlingsabend anfang mai 1995 in hamburg. radiohead stellen in einer zum bersten überfüllten markthalle ihr album 'the bends' vor, während aber die wirkliche soundrevolution ein paar straßen entfernt im alten knust stattfindet. ich begebe mich begeistert, aber auch extrem gestresst nach zweidrittel des sets von radiohead in die stahltwiete und auch hier bricht der laden förmlich aus allen nähten. ich schiebe mich mit aller mühe in den schuppen, um eine der progressivsten shoegazerformation aus oxford zu bestaunen, die ihr drittes album 'ejector seat reservation' auf creation records live vorstellen. das war swervedrivers letztes konzert in hamburg und machte mich über nacht vom sympathisanten, der mal ab und zu im kir zu ihren hymnen 'duel' oder 'rave down' die ‘shoes’ bewegte, zum glühenden fan dieser genialen slacker, die sich nie einordnen ließen. kein britpop, kein grunge, aber auch kein psychedelia. irgendwie immer hin- und hergerissen zwischen sonic youth, hüsker dü und house of love kreierten sie ihren ureigenen sound. lediglich die nähe zu ihren oxforder kumpels und labelmaids von ride dürfte prägend sein.
"prägend" sei hier das stichwort. kaum eine band hat so eine
sounderneuernde schneise neben my bloody valentine und ride geschlagen, wie swervedriver, doch hatten sie in england immer nur ein problem, welches sie z.b. mit bands wie mega city 4 teilten. sie entsprachen nicht dem "new cool"-bild dieser zeit. dreads und wursthaare in viel zu großen schlaberpullis mit chucks waren einfach nicht wirklich angesagt. nichts desto trotz genießt adam franklins kappelle bis heute in australien, usa und neuseeland größeren kultstatus als irgendeine andere creation-band. bands wie the vines, jimmy eat world oder get up kids sind bis heute riesen fans.
die magie die swervedriver umgibt ist nun in dieser wunderschönen compilation enthalten, die adam franklin und jimmy hartridge persönlich zusammengestellt haben. 33 aller wichtigen und besten
songs fanden ihren weg auf zwei cd's. dazu ein schönes, kurzbiographisches booklet mit allen wichtigen infos zu der band. 'never lose that feeling', last train to satansville', 'sandblasted', 'duel', these times' oder auch 'rave down' sind dabei. eigentlich bleiben keine wünsche offen. mittlerweile sind ja alle alben vergriffen, aber diese compliation mit vier unveröffentlichten songs und diversen b-seiten der ersten raren singles ist von daher auch alten fans dringend zu empfehlen. nein, ich versteife mich darauf: diese compilation ist ein kaufmuß für jeden indiepop- und shoegazerfreund oder -freundin, da sie keine fragen offen lässt und ein wichtiges stück britischer musikgeschichte ist! definitiv ist 'juggernaut rides' für mich jetzt schon die beste band-compilation des jahres 2005.
nach dem konzert von sophia letztens in der fabrik, wo adam franklin leadgitarre spielte, fragte ich ihn nach dem gig nach einer möglichen reunion von swervedriver. er freute sich, lachte und fragte ob das hier jemand noch hören wolle. ich bin sicher: nach dieser compilation auf jeden fall. never lose that feeling! für 'juggernaut rides' gebe ich ganz unverblümt einen kaufbefehl aus.
mark gardener von ride wurde unlängst auf seine lieblingsband der 90er angesprochen und gab seine stimme swervedriver, die nach seinen worten "oasis seinerzeit live wie eine schülerband aussehen ließen”. na,noch irgendwelche fragen?
(benny)