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plattenkritik

tele - wir brauchen nichts
bereits erschienen (universal)

die deutschen single-charts, eine collage des allgemeinen befindens einer nation. 100 prozent der songs sagen mir was, bedeuten mir nichts. die zeiten, da sich ein song über mehrere monate hielt, sind vorbei. deutscher hip hop ist immer ganz vorn. was noch? ach ja, es gibt sie wieder, die songs, die einen namen als titel tragen. bushidos „janine“ gegen kim franks „lara“ und irgendwo auf den plätzen darunter der „mario“ von tele. francesco wilking singt messerscharfe pointen aus dem leben eines millionärssöhnchens und klingt damit wie der jan delay des deutsch-pop. das liegt nicht nur an der leicht nasalen aussprache und dem talent für rhythmischen sprechgesang, sondern auch an dem jazzy esprit. tele schaffen es, kritiker, single-charts-hörer, goethe institut und indie-fans gleichermaßen zu begeistern, weil sie sinn für intelligente texte mit humor und gespür für eingängige popmelodien verbinden und sich das ergebnis anhört, als ob hinter all dem ein anspruch steht. das erinnert, ohne aufdringlich in den vordergrund gerückt werden zu müssen, an die glorreichen 80er jahre der deutschen musikproduktion; „bye bye berlin“ ist das „(...) bei bei junimond“ der post-wende-generation und udo l. sollte mal ernsthaft über eine kooperation mit den exil-freiburgern nachdenken, damit die deutschen single-charts mal wieder was zum staunen haben.
(ww)