plattenkritik
the
charlatans : simpatico man
sollte glatt mal ein sprichwort erfinden: "alte helden fallen
tief." wisst ihr noch, wie eure lieblingsband euch damals so
was vom hocker gehauen hat? und wie das zweite album dann zwar immer
noch gut war, aber nicht mehr so bewegend wie das erste? und wie
ihr beim dritten eine andere band schon viel lieber mochtet? nun,
die charlatans sind bei album nummer 8 oder 9 angekommen, so genau
braucht man das auch gar nicht wissen. auf jeden fall: jenseits
von gut und böse. das ist eine institution, die niemals wieder
an ihre größten zeiten herankommen wird. eine institution,
die ins alter gekommen ist. eine institution, die trotzdem noch
alben macht. und dafür ist "simpatico" ehrlich gesagt
gar nicht so schlecht. das sind eben keine arctic monkeys, keine
kooks, keine jungen wilden. warum musik für alte leute verdammen?
hier ist eine platte, die gut abgehangen ist – nur wer böse
ist, würde behaupten, dies sei musik für alte leute. es
wird zwar an einigen ecken und enden eine ganz andere 80er-jahre-phase
heraufbeschwört als die guten alten rave-zeiten, aber nur im
extremfall kommt dann eine abgehalfterte ub-40-reagge-truppe heraus.
irgendwo zwischen classic rock und ska kommt eine musik heraus,
die sich nicht mehr um trends schert, sondern einfach in die untergehende
sonne blickt, das bunte treiben vorbeiziehen lässt und einfach
ist. es ist egal, dass dieses album keine message hat, keinen druck,
keine jugendliche galle. wenn ich auch nur so entspannt altern dürfte
wie diese herren, ich könnte mich glücklich schätzen.
ein solides album. manchmal fallen alte helden eben nicht, sondern
schweben irgendwo auf halbem wege herum, in seltsam zeitloser ewigkeit.
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