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plattenkritik

the charlatans : simpatico
bereits erschienen (sanctuary/rough trade)

man sollte glatt mal ein sprichwort erfinden: "alte helden fallen tief." wisst ihr noch, wie eure lieblingsband euch damals so was vom hocker gehauen hat? und wie das zweite album dann zwar immer noch gut war, aber nicht mehr so bewegend wie das erste? und wie ihr beim dritten eine andere band schon viel lieber mochtet? nun, die charlatans sind bei album nummer 8 oder 9 angekommen, so genau braucht man das auch gar nicht wissen. auf jeden fall: jenseits von gut und böse. das ist eine institution, die niemals wieder an ihre größten zeiten herankommen wird. eine institution, die ins alter gekommen ist. eine institution, die trotzdem noch alben macht. und dafür ist "simpatico" ehrlich gesagt gar nicht so schlecht. das sind eben keine arctic monkeys, keine kooks, keine jungen wilden. warum musik für alte leute verdammen? hier ist eine platte, die gut abgehangen ist – nur wer böse ist, würde behaupten, dies sei musik für alte leute. es wird zwar an einigen ecken und enden eine ganz andere 80er-jahre-phase heraufbeschwört als die guten alten rave-zeiten, aber nur im extremfall kommt dann eine abgehalfterte ub-40-reagge-truppe heraus. irgendwo zwischen classic rock und ska kommt eine musik heraus, die sich nicht mehr um trends schert, sondern einfach in die untergehende sonne blickt, das bunte treiben vorbeiziehen lässt und einfach ist. es ist egal, dass dieses album keine message hat, keinen druck, keine jugendliche galle. wenn ich auch nur so entspannt altern dürfte wie diese herren, ich könnte mich glücklich schätzen. ein solides album. manchmal fallen alte helden eben nicht, sondern schweben irgendwo auf halbem wege herum, in seltsam zeitloser ewigkeit.
(stefan hartmann)