home                                     club        musik        konzerte
plattenkritiken | popnews | interviews | popclassics | clubplaylists | plattenlabels

plattenkritik

the coral : the invisible invasion
bereits erschienen (deltasonic/sony music)

entlang der mercyside schlendere ich die letzten zwei jahre wieder gerne vorbei, besonders wenn ich an die musikalischen nuancen denke, die aus liverpool, der wiege der modernen beatmusik, neuerdings erklingen. nicht wenige bescheinigen dieser stadt derzeit eine neue art "beatbewegung", welche von bands wie the zutons, the stands und eben the coral angeführt wird. letztere sind nun mit ihrem
bereits vierten album am start. angeblich ist sogar das fünfte schon im kasten. sicherlich bewegt es sich im schatten von den urhelden der "fab four" und the la's nicht immer einfach, aber the coral scheinen sich gar nicht mit solchen vergleichen herumzuschlagen. die sieben bürschchen geben selten beatbands oder 60's combos als vorbilder an, sondern favorisieren eher bands wie the boo radleys und echo & the bunnymen. das verwundert, denn zeitlos und oldschoolig kommen sie oft daher. in einer zeit, wo in london, nottingham und birmingham sich alle bands an die wave ära der 80er orientieren, scheint in liverpool ein ganz anderer geist zu herrschen. the coral ziehen ohne anbiederung ihr ding durch und klingen britisch wie nur wenige bands. alleine deswegen sind sie schon liebenswert. zeitloser swing und groove ohne technischen firlefanz. so müssen die volkslieder des neuen jahrzehnts klingen. bombast geht ganz anders und ist in ihrem musikalischen kosmos fehl am platze.
im interview mit dem the guardian bezeichnete sänger james skelly the coral mal als "kammermusik-popband". irgendwie schon richtig, denn dort wo andere im refrain dick auftragen würden, splitten the coral den song leise und luftig auf. das mag nicht jedermanns ding sein, ist aber bei all den derzeit gleichklingenden bands aus englands hauptstadt sehr erholsam. auf 'the invisible invasion' stechen besonders die wunderschöne sommersingle 'in the morning', das swingige 'so long ago' und das devo-lastige 'arabian sand' hervor. 'come home' klingt wie eine verschollene nummer der echo & the bunnymen, besonders wenn sänger james wie ian mcculloch 'i see you swimming in the blackest seas, with the magnets and the mysteries...' seufzt. herrlich kann sowas sein.
nach ihrem debutalbum 'the coral' von 2002 mit der hitsingle 'dreaming of you' ist 'the invisible invasion' ihr vielleicht bester und abwechslungsreichster wurf geworden. den kommerziellen mount everest werden the coral wohl nie mehr besteigen, dafür machen sie nicht die kompromisse, die dazu einfach von nöten wären, und die genialität von the la's haben sie immer noch nicht, aber sie nähern sich immer mehr an jene heran.
(benny ruess)