home                                     club        musik        konzerte
plattenkritiken | popnews | interviews | popclassics | clubplaylists | plattenlabels

plattenkritik

tigerbeat die dritte : sänger frehn hawel über 11 musikalische meilensteine, die er nicht selbst ausgewählt hat, die aber alle einen persönlichen kommentar wert sind...

1.) the who 'young man blues'
ganz klar die von anfang an experimentierfreudigsten der großen 3! leider geht deshalb auch die erfindung der rockoper auf ihr konto, aber eine band, mit der ich verbunden bin, weil sie erstens meine jugend beherrscht hat und zweitens weil pete und seine jungs immer geschickt wußten, wie man erwartungen ganz großartig nicht entspricht. man denke nur an das mod-ding, das sie anfangs benutzt haben, aber dabei herrlich undogmatisch vorgegangen sind. die zwar auch großartigen small faces waren im vergleich dazu viel zu sehr style-gefangene. kleiner exkurs aus meiner hauptberufswelt: nach dem soundcheck von whitney houston hat der techniker in einer unfassbaren lautstärke "won't get fooled again" laufen lassen. wahnsinn. da glaubt man dann auch den unseriösen rock-collection-cd-anbietern, die meinen, man "müßte ins extrem gehen, um den sound dieser ära in voller größe zu erleben". hab ich gemacht. stimmt!
2.) the kinks 'superman'
the kinks als disco-rocker! kiss und die folgen! aber mit ähnlichen zutaten wie dancebeat und rockgitarre haben zz top in den 80ern ja ihre ganzen hotrods und spezialgitarren finanziert. aber mußten das ausgerechnet die kinks als eine der besten storytellerbands nachmachen? naja, hoffen wir, daß sie sich dabei extrem revolutionär gefühlt haben, das aufzunehmen und daß da kein produzent mit der idee fürn kassenschlager seine finger im spiel hatte.
3.) dead or alive 'you spin me round'
sänger marylin war damals ja sozusagen der mick jagger der boy george lookalikes. der sah für uns kiddies damals richtig krass aus - so haben wir uns im übrigen alle engländer vorgestellt, die länger als 23 uhr aufbleiben durften! ich weiß noch, wie zuerst alle jungs boy george für ein echt gutaussehendes mädchen hielten! würde heute sicherlich nicht mehr so einfach passieren, wenn man sich den herrn ansieht. aber schön, wie das für viele im alter von 12,13 die sexuelle ausrichtung in frage gestellt hat! schöne disconummer, leider mittlerweile von zuvielen castingbands zu tode gecovert. als dann sigue sigue sputnik kamen, war man schon alles gewöhnt und hatte keine angst mehr als teenie.
4.) the smiths 'the queen is dead'
die schmidts! eine der wichtigsten englischen bands überhaupt! wieder einmal der beweis dafür, daß popmusik, haltung und gesellschaftskritik wirklich große popsongs hervorbringen können. gleich nach den übermächtigen the jam meine rettung durch die 80er - bis dann mit the jesus und mary chain dunkelheit, nihilismus und feedbackgitarren in meiner welt einzug hielten! naja, zivildienst halt.
5.) the john spencer blues explosion 'dynamite'
die klaus-explosion! für mich die wichtigste band der 90er! aus dem über-album 'now i got worry'. das war 1996 die beste platte, die zu kriegen war! die tournee dazu war so dermaßen fantastisch, daß ich völlig benommen aus der markthalle nach hause ging. leider ging danach trotz zweier sehr guter alben acme und acme plus irgendwie der ideenreichtum aus. ich hätte mir von denen gewünscht, daß sie statt dem geradeausem retro rock n roll album 'plastic fang' mit großen songs statt mit weiteren coolen riffs um die ecke kommen, wie sie judah bauer mit 20 miles mittlerweile in der lage ist zu schreiben. eine großartige band, aber leider der beweis, daß man nur mit coolen zutaten keine seele erwärmt, wenn die songs nicht da sind! das typische 90er problem: style over substance. hoffen wir aufs nächste album.
6.) tocotronic 'nach bahrenfeld im bus'
als ich mit meiner damaligen indie-rockband lawnmower zusammen mit toco 93 oder 94 im logo eines der ersten konzerte spielten, konnte keiner ahnen, wie groß die jungs mal werden würden. aber es war ungeheuer aufregend, mitzubekommen, wie eine band aus dem näheren umfeld groß wird! ihr super album vom letzten jahr macht deutlich, daß man auch weiterhin großes von ihnen erwarten darf, da sie den mut zur entwicklung aufgebracht haben, der die zukunft spannend macht.
7.) paul weller 'brushed'
held meiner jugend. brachte uns mit 14 alle dazu, für unser alter unpassende mäntel und seltsame hüte zu tragen, im sommerurlaub mit krawatte durch südtirol zu wandern und italienische heißgetränke zu verzehren, die uns eigentlich überhaupt nicht schmeckten. von unzähligen london-besuchen mal ganz abgesehen, wie 1987, als ich mit meiner oma unbedingt zu hmv mußte und am schalter "all singles of the jam, please" bestellte, um mir dann vor einem jahr den ganzen krempel nochmal als cd-reissue zuzulegen. mit "heavy soul" wo brushed ja drauf ist, fings leider an, etwas bräsig zu werden im hause weller. bin heilfroh, daß ich deshalb das extrem bewegende konzert zu seiner ersten solo-platte besucht habe, als herr weller gerade wieder anfing und froh war, daß leute ihn hören wollten. als er dann "man in the cornershop" anstimmte, blieb mir fast das herz stehen: "daß ich das noch erleben darf!" aussprechend - mit mitte 20. meine erste gitarre war daraufhin natürlich ne schwarze rickenbacker 330 plus vox-verstärker. eine liebe, die ich in dieser form erst wieder mitte der 90er mit der australischen über-band you am i und deren frontmann tim rogers erleben sollte. seele, zu tränen gerührt sein, songs nachspielen, teste raushören, kurzum: bedingungsloses fan-tum inclusive der bereitschaft, ohne mit der wimper zu zucken für ein paar rare singles seine kreditkartennummer an irgendwelche windigen plattendealer am anderen ende der welt rauszurücken. aber: danke, world wide web! ohne dich wäre ich in diesem fall echt verloren gewesen.
8.) the international noise conspiracy 'breakout 2001'
von hardcore zu soul in zwei jahren. extrem nette band, menschlich. musikalisch nicht wirklich meins, bis auf 'the reproduction of death' und 'smash it up'. pluspunkte dafür, das politische bewußtsein ihrer hörerschaft zu wecken und überhaupt politisches bewußtsein wieder so explizit in die popmusik eingeführt zu haben. aber mr. ian svenonius und die unvergesslichen make up hatten dieses subversive, konspirative element irgendwie besser drauf. die waren die mystiker, die man verstehen wollte, während mir bei der inc zu oft der zeigefinger zum einsatz kommt. bin mal auf die nächste platte gespannt.
9.) yeah yeah yeahs 'miles away'
super singles und eps, für meinen geschmack etwas zu anstrengende debut lp. weniger kunst-attitude, mehr song würde ich super finden. denn das grandiose 'maps' von 'fever to tell' zeigt, daß sies können. das berührt mich tatsächlich 'they don't love you like i love you!' plus heulende karen o. wen das nicht kriegt, der hat kein herz.
10.) the white stripes 'black math'
das ex-ehepaar herr und frau weiss aus motor city. tolles konzept, tolle videos - aber die platten schocken mich immer nur bei den ersten fünf durchgängen an. dann hat man leider das gefühl, alles entdeckt zu haben. da fehlt mir trotz wirklich toller songs und wahnsinnssound irgendwie noch eine ebene, um die richtig lieben zu können. hoffen wir, daß jack nicht zu sehr an seinem konzept der duo-besetzung festhält und man da auf ein paar überraschungen hoffen darf, die diese ebene vielleicht bringen könnte. aber im großen und ganzen: hut ab! allein schon wegen der stagehands im frack - das ist style, liebe kinder! da vergessen wir doch glatt, dass mr. white immer die ungeilsten deichmann-schuhe der welt trägt.
11.) electric six 'i'm the bomb'
durchgeschossene spassraketen aus der motorstadt! habe sie noch in urbesetzung im schlachthof gesehen. unfassbare videos. aber leider wie so oft bei solchen bands: wenn man einmal zu viel gelacht hat, ist der zauber verloren und es bleibt durchschnittlicher disco-rock. aber live können die leben retten.