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plattenkritik

various artists : grandaddy. below the radio
bereits erschienen (ultra records/pias)

wie ein echtes mix-tape fühlt sich das an, was jason lytle da zusammengeschustert hat. angefangen beim erscheinungsbild mit collagenlandschaft aus steinböcken, unter denen sich mr. lytle selbst drapiert findet, bis hin zur handschriftlichen erläuterung, warum gerade dieser song an dieser stelle auftaucht. "below the radio" reihen sich indie-pop-perlen von bands aneinander, die überwiegend amerikanischen (gerne auch speziell kalifornischen) ursprungs sind, typisch 90er klingen und jedem grandaddy-fan gefallen müssten. damit der eindruck nicht zu eindeutig bleibt, tauchen die schotten von snow patrol und die alten hasen von giant sand auf, mischen sich die experimental-rocker von blonde redhead ein, wenn auch programmatisch mit sehr sanften tönen. "chills" kommentiert lytle schlichterweise diesen song "for the damaged" und genau das erreicht ein gutes mix-tape: emotionale bewegung über den kommunikator "musik" physisch erfahrbar zu machen. keine "heavy hitters" oder "hit singles", sondern echte "mover". das diese im falle lytles von der sorte lo-fi indie oder alternative country-rock sind, mag genauso einleuchten, wie der umstand, daß man auf dem weihnachtsmarkt glühwein trinkt. vor allem die ganz frischen entdeckungen (fruit bats, little wings, virgil shaw) klingen, als wären sie mit grandaddy zur schule gegangen, nur eben ein paar klassen unter lytle und co.
zur harmonischen linientreue im klang reiht sich eine wertschätzung der lyrics, ebenfalls eine eigenart des mix-tapes: man soll nicht nur, nein, man muß hinhören. alles steht in bezug, alles ist voller bedeutung und das macht "grandaddy artist’s choise” zu einer sehr persönlichen angelegenheit, auf die man sich guten gewissens einlassen kann. da verzeiht sich auch, daß der abschließende grandaddy song "nature anthem” von äußerster naivität und albernheit ist. das video mit den putzigen kuscheltieren, die im wald ein kinder-musical aufführen, ist auch von der partie und ähnelt dem ironischen schlußsong, der mix-tapes am ende manchmal ins lächerliche verzerrt, weil deren intimität den erzeuger schließlich peinlich berührte.
(ww)