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plattenkritik

vetiver - vetiver
bereits erschienen (di christi/cargo)

wenn ich die erste veröffentlichung der band vetiver besprechen möchte, komme ich nicht umhin, etwas über neo-folk im allgemeinen und natürlich über devendra banhart im speziellen zu berichten. eigentlich handelt es sich bei vetiver aber um die band von andy cabic, einem einmanngitarristen aus virginia, ehemaligem mitglied von the raymond brake und bassist der band tussle, die aktuell auch eine platte veröffentlicht hat.
cabic schrieb nach seinem umzug ins liberale san francisco vier jahre an diesen songs, ohne es darauf anzulegen eine neue band zu gründen oder eine platte zu machen. es waren stücke für eine akustikgritarre. dann traf er herrn banhart, hippie tausendsasser und meines erachtens einer der hoffnungsvollsten musiker derzeit. die band wird komplettiert von alissa anderson (cabic, anderson und banhart wohnen übrigens auch zusammen) und jim gaylord – beides streicher.
die musiker, die schließlich an den aufnahmen zur platte teilnahmen, komplettieren das lineup zu einer art all star happening für jeden indie liebhaber. denn hope sandoval, sängerin von mazzy star, colm o'ciosoig, drummer von my bloody valentine, und schließlich joanna newsom, harfenbardin und sozusagen entdeckung von will oldham himself, spielen bei diversen songs mit.
die erste begegnug mit vetiver hatte ich auf der von devendra banhart erstellten, streng limitierten und grandiosen kompilation "golden apples of the sun" für das amerikanische indie magazine "arthur", auf der auch joanna newsom, cocorosie, iron and wine, josephine foster und andere vertreten sind. der kreis schließt sich. vetiver sind teil dieses kleinen universums amerikanischer singer/songwriter. und auch wenn sich dies um devendra banhart abzuspielen scheint und in diesem fall sogar mit ihm, klingt dieser erstling eigentlich überhaupt nicht nach ihm. zwar gibt es die stücke "amour fou" (das haben banhart und cabic übrigens auch anfang des jahres in der meanie bar gespielt – die beiden haben dort eine unglaubliche atmosphäre verbreitet, spaß zelebriert) und "los pajaros del rio", in denen sein anteil an der platte aufblitzt und auf sein eigenes werk verweist, der rest aber klingt viel ruhiger und weniger extravagant. keine hysterie, kein keifen, kein quietschen, keine psycheldelischen texte. ruhiges songwriting, finger picking gitarren, streicherarrangements, gelegentliche und zurückhaltende percussion, cabics ruhige, leicht brüchige stimme und eine exzellente produktion. man erkennt zwar noch den kern der singer/songwriter ambitionen, aber das ganze klingt wesentlich mehr nach band. das mag vielleicht daran liegen, das cabic bevorzugt mit seinen freunden (und in diesem fall mitbewohner) spielt und sie in sein songwriting einbezieht.
so unmöglich es sein mag, sich von devendra banhart zu trennen, um über diese platte zu berichten, so wenig wird es ihr gerecht. es ist ein eigenständiges werk. mastermind cabic gehört mehr ins blickfeld gerückt und nicht wie in presseinfo oder anderen interviews banharts euphemistisch co-autorenschaft genannte beteiligung an vetiver. ich bin von cabics fähigkeiten als songwriter überzeugt, sehr gespannt, was da noch kommen wird und erwarte großes. werde demnächst in den plattenladen meiner wahl maschieren, um nach the raymond brake und tussle zu fragen.
mich hat die platte vom ersten hören an beim ersten ton gepackt. sie wirkt sehr kompakt, in sich geschlossen. und wenn ich nicht das ganze jahr über sowas hören würde, müsste ich sagen, dass es genau das richtige ist für die kalten und dunklen tage, die da kommen werden.
(ak)