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plattenkritik

von spar : die uneingeschränkte freiheit der privaten initiative
bereits erschienen (l'age d'or/rough trade)

zehn stücke zwischen punk-song und funk-track, ein neues flagschiff für l’age d’or, deutsche und englische texte, in concrete dada wave gesungen. die musik dazu gelegentlich so monoton und plakativ, dass es ätzt, aber eben nicht unfreiwillig, damit legen von spar, die drei jungen männer aus germany, schockwellen aufs kritikparkett. ein mittlerer internationaler hype ist gleich mitgedacht, weswegen die spex-kritik auf der verpackung schon mal vorsorglich ins englische übersetzt wurde. ("they make history danceable"). in der teilheimat köln gibt es die von-spar-straße, der name soll aber auch eine adelung des billig-proletariats anrufen, so hört man, und darf es sich in etwa so vorstellen, als wenn lidl speed im sortiment hätte. bei alldem richten sich die parolen aber auch auf einen gegner (wer mag, der solle versuchen, ihn in kategorien der klasse zu fassen), und die musik kann nicht ohne dessen hässliche fratze verstanden werden: eine aggressive form von spaßgesellschaft, die vielleicht eher noch heftig gedopt, anstatt geadelt wird: "noch mehr plastik ins land der goldene-buffalo-träger."
'die uneingeschränkte freiheit der privaten initiative' ist aber eine gute platte, weil sie dieses verfahren auch erweitern kann, dann und wann versucht, den verhältnissen beim tanzen zuzuschauen, anstatt mitzutanzen, selbst blutet statt nur treffer zu landen: wenn zu beginn von ,ist das noch populär?‘ klavierakkorde fallen, zum beispiel, die so ähnlich auch blumfelds ,diktatur der angepassten‘ zum swingen bringen. oder wenn dann thomas mahmouds stimme hörbar bewegt eine antwort einfordert: "ist das noch populär?" . oh ja, es gibt auf der platte im ganzen noch so ein paar kurze stellen (in: ,bis es wehtut‘, ,bunsenwahrheiten‘), die dem ganzen eine neue glatte ebene geben und den werten hörer eigentlich glücklich dastehen lassen müssten.
davon kann man hier was hören, aber man kann auch energisch und weit ausholend rhythmisch nicken, vielleicht sogar selbst mal tanzen. weil trotz aller plakativität selten mit einem so trockenen druck gearbeitet worden ist. von spar beherrschen ihre styles, die bei aller hineininterpretierten eklektik, noch sehr begrenzt sind, und haben sich schon mal in stellung gebracht. zwar mit unterstützung, (viele der besten sachen entstanden mit hilfe von gästen: dauergast: chris von rautenkranz und kurzbesuche von vereinzelten sternen und fehlfarben), aber dass heißt nur: sie haben (die) musikgeschichte hinter und vielleicht ja auch vor sich.
(tr)