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plattenkritik

well deep : ten yeras of big dada
bereits erschienen (ninja tune/rough trade)

normalerweise fragt man sich ja eher: mann, ist das wirklich schon so lange her? in diesem fall stelle ich mir die frage: wie, erst 10 jahre?. big dada, hiphop sublabel von coldcuts ninjatune, feiert sein 10jähriges bestehen, und dabei kommt mir das label vor wie ein alter freund, der mich eine gefühlte ewigkeit begleitet. aber 10 jahre, das ist schon was für ein indielabel, zumal das heutzutage ja alles nicht mehr so einfach sein soll (man bedenke den aktuellen kinderzimmer prod. split). und dementsprechend dick fällt diese jubiläumskompilation aus. doppel-cd und dvd mit den entsprechenden videos und großem artwork.
hier wird gezeigt, dass britischer hiphop bei weitem keinen vergleich zu seinem amerikanischen pendant schäuen muss bzw., dass diese grenzen keinen bestand haben. was eingefleischte headz schon seit den frühen neunzigern mit bands wie gunshot und hijack wissen, kriegt der interessierte hörer jetzt in seiner ganzen bandbreite vorgetragen. zudem gibt es in britannia eine reiche szene fernab von the streets und dizzee rascal.
standesgemäß beginnt das opus mit niemand geringerem als roots manuva, dem preacher. dessen präsenz sucht seines gleichen. deep. und als wäre das nicht schon genug, um den arrivierten hiphop in seinen grundfesten zu erschüttern, wird gleich ty hinterher geschickt. desweiteren gibt es acts, die es zu so manchen ruhm geschafft haben: spank rock und new flash beispielsweise. die vielfalt wird abgerundet durch diplo (produzent von m.i.a. und labelchef von den baile funk newcomern bonde de role) und dem grime heroen wiley (er war verantwortlich für die beats auf der ersten dizzee rascal) und für die indiemusikgeschulten unter uns: clouddead (rapper yoni wolf ist auch das mastermind hinter der band why? und zudem mitgründer des amerikanischen anticon labels) mit einem boards of canada remix die verbindung dahinter liegt wohl darin begründet, dass lex, auf dem yoni die hymie´s basement veröffentlichte, einst von warp ins leben gerufen wurde und einer peel session. nicht zu vergessen busdriver der mit zwei tracks vertreten ist: einer furiosen jazznummer und einem track, der nach schwer nach sage francis klingt.
mein anspieltipp nummer eins ist allerdings das relaxte anti-matter von king geedorah mit den features mr fantastik und dem unvergleichlichen mf doom, das durch das laloshiffrin-esque gitarrensample durchaus an portishead erinnert. der track also öffnet eine weitere tür. zum amerikanischen label stones throw auf dem mf doom unter anderem den meilenstein madvillainy veröffentlichte. wenn es nicht des namedroppings zu viel wäre, ich müsste alle anderen auch noch aufzählen.
letztlich sei all den hiphopskeptikern unter euch eindringlich gesagt, hier geht es nicht um guns, bitches und bling bling (they are not part of the four elemts and never will be!). hier geht es um hiphop als ernstzunehmende musikrichtung. well deep!

(andré-florian kobus)