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plattenkritik

whirlwind heat : types of wood
bereits erschienen, (brille/labels/emi)

wächst man in einem abgelegenen holzfällerdorf in amerika auf, scheint einem das schicksal vorbestimmt: vollbart wachsen lassen, in vaters karohemd schlüpfen und bäume fällen. gelingt einem jedoch früh genug der blick über den tellerrand, ist das gründen einer rockband ein probates mittel, sich seiner unerwünschten kulturellen wurzeln zu entledigen. so ähnlich muss es den drei jungen herren aus michigan ergangen sein, die sich zur band "whirlwind heat” zusammenschlossen. dass sie sich nicht vollständig von ihren heimischen wurzeln lösen mochten, lässt der titel ihres bereits dritten albums "types of wood” erahnen. mit bodenständiger traditionsarbeit hat das jedoch nichts zu tun. im gegenteil wirkt schon der auf dem cover abgedruckte baseballkeule leckende teenie irgendwie obszön und destruktiv, quasi anarchisch wie auch die musik, deren mischung aus punk, funk und elektro mit dem label elektroclash versehen werden kann, wenn auch nur aus mangel an einfallsreicheren definitionen. der rhythmisch gespielte bass, als strukturbildendes instrument ganz in der tradition einer band wie primus eingesetzt, bildet den kern des "whirlwind heat”-sounds. er erzeugt die höchst tanzbaren grooves, die durch krachig-verzerrte synthesizer-klänge, quasi gitarren-ersatz, angereichert werden. der gesang pendelt irgendwo zwischen nöligem beck und noch nöligerem frank black, trägt aber gerade durch seine hingerotzte lässigkeit zum fuer diesen musikstil typischen humor bei. "whirlwind heat” machen punk ohne gitarren, postrock für den dancefloor. als hätten die "beta band” eine hardcore-platte aufgenommen oder "sonic youth” lachen gelernt. durch und durch eine gute laune-platte von experimentierfreudigen provinzlern, deren live-shows jede menge interessante lärm-attacken und tonnenweise schweiss versprechen dürften. als randnotiz sei noch zu bemerken, dass "types of wood” komplett selbst finanziert und produziert ist. wer braucht da schon gecastete indie-püppchen oder kulturelle hochburgen wie new york oder london, wenn der geilste scheiss von pubertierenden bengeln aus entlegenen holzfäller-käffern kommt.
(torben deinert)