home                                     club        musik        konzerte
plattenkritiken | popnews | interviews | popclassics | clubplaylists | plattenlabels
plattenkritiken 2009

aj croce - cage of muses
(seedling records)

'cage of muses' heisst das bereits achte album des allround-musikers und selbsternannten eklektikers aj (adrian james) croce. nach einer kindheit mit einigen schweren schicksalsschlägen – im alter von zwei jahren verlor er den vater durch einen flugzeugabsturz, kurz darauf erblindete er aufgrund eines gehirntumors, wobei er seine sehkraft später zumindest teilweise wieder zurückerlangen konnte – machte croce anfang der neunziger jahre mit seinem von jazz und blues beeinflussten debutalbum auf sich aufmerksam. seitdem nahm er alben der unterschiedlichsten musikgenres auf und spielte an der seite einiger der namhaftesten vertreter der jüngeren musikgeschichte wie ray charles, ry cooder, aretha franklin oder lenny kravitz. das aktuelle album, das croce samt band innerhalb von drei tagen live eingespielt und auf seinem eigenen label 'seedling records' veröffentlicht hat, wirkt wie eine art best of der letzten rund 40 jahre popmusik, was der titel 'cage of muses' auch bereits andeutet. croce versucht gar nicht erst zu verbergen, dass jedes seiner stücke an einen seiner vielen vorbilder angelehnt ist. im gegenteil gehört die eklektische art der komposition zu seinem markenzeichen. und den eigenen musikstil will er explizit als produkt der verschiedensten musikalischen einflüsse verstanden wissen. so könnte man sein album stück für stück analysieren und feststellen, dass 'coraline' wie ein früher elton john-song beginnt, um im beinahe originalgetreuen refrain von 'hey jude' der beatles zu enden, dass 'bury me standing' als andenken an 'simon & garfunkel' fungiert, dass andere stücke mal nach billy joel oder cat stevens klingen, mal nach eher aktuellen künstlern wie ben folds oder gar 'teenage fanclub' (was den opener 'gold and green' zum persönlichen favoriten des rezensenten und zudem zum überraschendsten stück des albums macht). nun ist nichts dagegen einzuwenden, sich offen seiner musikalischen wurzeln zu bekennen, und im grunde lässt sich so gut wie jeder aktuelle popsong auf eine handvoll musikerlegenden zurückführen, warum also nicht dazu stehen. allerdings lässt croce auf diesem album eine eigene duftnote vermissen, es wirkt irgendwie anorganisch, wie zusammengestückelt. das einzig verbindende element ist die hingabe, mit der croce sich seinen kompositionen widmet. man spürt in jedem moment seine passion für die musik und die ehrerbietung für seine idole. doch leider verderben in diesem fall zu viele musen ein wenig den brei. letztlich macht jeden dieser berühmten musiker aus, dass sie einen eigenen stil etabliert haben und damit aus der masse herausstechen. nur wenn croce das in zukunft gelingt, wird auch er möglicherweise seinen platz in der pophistorie einnehmen. mit 'cage of muses' jedoch wird er niemandem auf lange sicht im gedächtnis bleiben.
(torben deinert)

aj croce @ myspace