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plattenkritiken 2009

die oliver minck erfahrung - die oliver minck erfahrung
(tumbleweed/broken silence)

passend zu den gesellschaftlichen umständen der vergangenen zeit veröffentlicht oliver minck, besser bekannt als sänger des kölner duos "wolke“, mit seinem solo-debüt ein sozialrealistisches krisen-album. zweifel, hass und frust bilden den tenor der platte. unverschlüsselt und direkt formuliert singt er: "es ist krise“ – und führt diese aussage zugleich ad absurdum. es ist krise und ihm geht es gut dabei, denn wenn man nichts besitzt, kann man auch nichts verlieren – eine logik, die zugleich ironie und kritik in sich trägt.
von romantik à la "stazione d’amore“ ist bei oli solo keine spur. keine hollywood-traumfabrik, kein herzschmerz, keine träume. stattdessen bittere realitiät, die er bisweilen schonungslos und im sinne der postmoderne vorführt. mit den zeilen "dieses lied ist völlig leer, ohne inhalt, da steckt gar nichts drin.“ ("lala“) stellt er letztlich das werk selbst in frage und lässt auch sonst im verlauf des albums immer wieder eine ironische grundhaltung anklingen.
musikalisch bleibt oli seinem minimalismus-prinzip treu, das charakteristisch für den "wolke“-sound ist. statt klavier und gesang stehen nun stimme und gitarrenspiel im zentrum, die durch perkussive elemente ergänzt werden. es geht nicht um pomp und trara, sondern um inhalt - lesbar als statement gegen die leistungsgesellschaft, in der es nur um superlative und das übertreffen anderer geht.
die platte endet mit einer nüchternen erkenntnis: das dasein im hier und jetzt lässt sich nun einmal nicht vermeiden ("jetzt“). oli rät vielmehr dazu, etwas aus dem eigenen leben zu machen, denn es geht um mehr als nur um’s durchhalten. gäbe es eine moral, so wären es die letzten zeilen, die uns der kölner mit auf den weg gibt: "die zeit deines lebens ist jetzt, ob du dich gut fühlst oder schlecht“.
(anika haberecht)

die oliver minck erfahrung @ myspace