mr
brown - phoenix sessions
hotel california - the new sound of folk
(ocean records/cargo)
ein typisches musikerschicksal mit untypischem ausgang: nachdem das
im anschluss an eine erfolgreiche usa-tournee teuer produzierte und
mit großen hoffnungen versehene debutalbum der hamburger band
‘mr brown’ vor einigen jahren gnadenlos floppte, sah man
sich plötzlich hohen schulden und persönlichen differenzen
gegenüber, an denen die band beinahe zerbrach. anstatt jedoch das
handtuch zu werfen, fassten sich sänger daniel und drummer hanni
als übriggebliebene ein herz und begannen, auf ganz altmodische
weise im elterlichen keller neue songs zu schreiben. einige höchst
kreative wochen später war das neue album 'phoenix sessions' eingespielt,
und man ging auf die selbstorganisierte nva-guerilla-tour, bei der man
mit generator und gemietetem zelt im garten der fans spielte. das zugleich
mitgegründete label ‘ocean records’ veröffentlicht
nun ‘mr brown’ im doppelpack zusammen mit dem debut des
isländischen duos ‘hotel california’. zwei alben, bei
denen fröhlicher und leicht abseitiger pop im vordergrund steht
und deren ungeschliffener sound die vermeidung aufwendiger studioproduktion
auf angenehme weise anzuhören ist. beide bands stehen stilistisch
dem britpop nahe. ‘hotel california’ erinnern phasenweise
stark an die schottische band ‘astrid’ (wer kennt die noch?)
und bewegen sich mit ihrem kauzigen folk-sound häufig nah am kitsch.
stricken sie ihre songs zwar teils etwas zu simpel, unterliegt dem album
doch ein gewisser charme und wirkt stets sympathisch. die labelmacher
‘mr brown’ würzen ihren britisch beeinflussten sound
mit einer prise amerikanischem indierock à la ‘cake’
und lassen ein gehöriges mass an hitpotential durchscheinen. der
intelligent arrangierte opener ‘terrible shirt song’ mit
eingängiger melodie und hübschen bläser-einschüben
ist so ein hit, wie auch der wundervolle schlusstrack ‘in tune’,
der zwar stark nach den ‘dears’ klingt, aber gleichzeitig
offenbart, was bei ‘mr brown’ noch alles möglich ist.
alles in allem eine sehr gelungene doppelveröffentlichung mit einem
bonuspunkt für den konsequenten independent-ansatz.
(torben
deinert)