home                                     club        musik        konzerte
plattenkritiken | popnews | interviews | popclassics | clubplaylists | plattenlabels
plattenkritiken 2009

komplizen der spielregeln - es wird nur noch geatmet
(sitzer/broken silence)

das debütalbum von "komplizen der spielregeln“ ist nicht makellos. hervorragend. es ist ohnehin eine schlechte idee, dass das mittlerweile scheinbar so sein muss. dass eine band schon eine technische perfektion erlangt haben muss, bevor sie die ersten Ideen hat.
so rumpelt das schlagzeug beispielsweise hier und da. kein problem.
was hier in komplizenschaft ausgeheckt wurde, entbehrt zwar leider dem antrieb zur musikalischen revolution, wie er am aufregendsten etwa bei den "goldenen zitronen“ zum ausdruck kommt, lauert aber immer wachsam auf den besonderen moment. atmen reicht nicht unbedingt jedem. ebendiese "besonderen momente“ entstehen dann aber in erster linie durch die texte. alltagsfetzen in höchster dringlichkeit. sänger tobias ortmann geht angenehm exaltiert und temperamentvoll zu werke, was meistens gelungen aufrührerisch und an einigen stellen etwas zu gewollt wirkt. wirken soll es! sagt denen zum beispiel jemand: "du tobi, mit "kds“ müsst ihr euch aber auch mal was überlegen. die leute müssen sich darin wiederfinden. in der musik und in den texten. so ein paar standards müssen schon sein. weißt du... die masse der leute ist einfach dumm... weißt du tobi; ich habe mir immer überlegt: entweder wir gehen ein in die annalen oder wir sind ganz im arsch.“ (pilotfilm) unkommentiert gelassen. unangenehm. vielleicht sogar düstere wahrheit. vielleicht dämlich oder trivial. wer weiß das schon? die band trotzt dieser maxime jedenfalls quasi aus prinzip. auf jeden fall bereitet das eine gänsehaut wie sonst nur "es war sommer“ von peter maffay (zum beispiel). für mich die stelle des albums schlechthin.
“wir sind alle komplizen der spielregeln“ steht als provokante these im raum. eine band, die sich gedanken macht, und nicht nur mal eben einen namen aus den ersten drei seiten von max frischs "stiller“ generiert.
was bleibt dann noch zu sagen: kaufempfehlung? post-post-rock wäre mir lieber als der dargebotene verspielte aber mitunter gewaltige indie-postrock, der fast ohne konventionelle songstrukturen auskommt, aber es durchaus vermag, spannung zu erzeugen. die traditionelle instrumentierung kann man getrost infrage stellen. eine bewusste eingrenzung gegen drohende beliebigkeit?
“festplatte c system löschen.“ vielleicht nicht epochal, aber bemerkenswert ohne frage und somit mit dem potenzial zu fast allem gesegnet. irgendwo zwischen annalen oder ganz im arsch.
(joachim franz büchner)

komplizen der spielregeln @ myspace