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plattenkritiken 2009

the low anthem - oh my god, charlie darwin
(bella union/cooperative)

unter den sammelbegriff ‘americana’ werden seit den 1990er jahren künstler gefasst, deren musik vom traditionellen amerikanischen country und folk beeinflusst ist, aber in ihrer modernen spielart nicht so recht in selbige kategorien passen will. so zählt man musiker der sorte steve earle, ryan adams oder 'wilco' in dieses spektrum, dessen einflussbereich bis zu elvis presley zurückreicht. 'the low anthem' schicken sich mit ihrem aktuellen album 'oh my god, charlie darwin' an, in diesen erlauchten kreis einzutreten. die drei studenten aus providence, rhode island, warten mit einem für das 'americana'-genre überraschend vielfältigen stilmix auf. sehr schroff und abrupt springen 'the low anthem' zwischen meditativen folkballaden und whiskeygetränkter barmusik, zwischen klaren süßlichen klängen und allzu verzerrtem rocksound hin und her. interessanterweise macht diese inkonsistenz von stimmung und klang das album aber nicht kaputt, sondern erhöht durch den kontrast noch die intensität jedes stückes. das album beginnt mit einem paukenschlag: gleich der titelsong 'charlie darwin' steckt mit seinem andächtigen, choralen sound und dem sehr zurückgenommenen und umso pointierteren arrangement das gesamte werk der 'fleet foxes' und deren wegbegleitern mit leichtigkeit in die tasche und ist bereits jetzt eines der beeindruckendsten stücke des jahres. es folgen in einem beliebig wirkenden durcheinander unter anderem eine wunderschöne reminiszenz an 'crosby, stills, nash and young' ('to ohio'), ein lärmend vorgetragendes tom waits-cover ('home i’ll never be'), ein zarter folksong à la will oldham ('don’t tremble') und ein geradeaus dahingerotzter rocksong, der ein wenig wie die frühen 'kings of leon' klingt ('champion angel'). ebenso spannend wie die mood swings des albums ist die breite stimmliche palette von sänger ben knox miller. von falsett über rauchig cool bis grell geschrien lässt millers stimme nichts zu wünschen übrig. was diese platte aber letztlich ausmacht, ist der indie-charme, der ihr anhaftet und sich in form einer wohligen melancholischen grundstimmung wie ein roter faden durch jeden song zieht. 'oh my god, charlie darwin' ist ein durch und durch gelungenes, sympathisches album, das sich auf intelligente weise altbewährter musikalischer traditionen bedient, und dabei als eines der aufregendsten werke amerikanischer folk-musik der letzen jahre gelten dürfte.
(torben deinert)

the low anthem @ myspace