(bear family)
"take me for a walk in the morning dew, my honey." 1961 schreibt bonnie
dobson ihren wohl größten hit "morning dew". sie schreibt ihn als reaktion
auf den film "on the beach" in los angeles, einem post apokalyptisches
drama, das auf nevil shute's gleichnamiger romanvorlage basiert. "it
was a protest song because, at that time i felt, and i don't think i
was alone in my belief, that we were heading for disastrous times."
auf "vive la cannadienne", einer wiederveröffentlichung der folkaufnahmen
von bonnie dobson, ist "morning dew" nicht enthalten. dafür finden wir
24 weitere songs, ihr frühes album "for the love of him"(1964) und
ihr album "bonnie dobson"(1972).
bonnie dobson, 1940 in toronto, kanada, geboren, wohnt zu beginn der
60er jahre im greenwich village in new york. stilistisch orientiert
sie sich jedoch weniger an denen im village ansässigen musikern wie
dylan oder simon + garfunkel sondern an künstlern der kanadischen
folkszene, die sie seit kindheitsjahren interessiert verfolgt. wesentliche
einflüsse sind pete seeger, paul robeson, renata tebaldi, gigli, bjoerling,
harry lauder, vera lynn, kay starr und ella fitzgerald. dobson selbst
bezeichnet sich nicht als songwriterin: "[i am] a singer of folk ballads
and definitley not a singer/songwriter. i still didn't consider myself
the latter; i just happen to have written a few songs." sie interpretiert
folkballaden und lieder des traditional, lyrisch anspruchsvolle songs
im puristischen gestus der zeit, geleitet von ihrer wundersamen stimme:
"her mind is keen and she posesses great sensitivity when it comes to
lyrics. however, it's her intuitive sense of what melodies lay right
for her voice" (bobby scott).
die ersten zehn songs auf "vive la canadienne" entsprechen dobsons album
"for the love of him". es sind lieder über die liebe ("guantanamerra"
und "un canadien errant" sind keine persönlichen liebeslieder, sondern
handeln von der liebe der_des exiliertin_exilierten für ihr_sein heimatland),
gesungen in unterschiedlichen sprachen, dem französischen, kanadischen,
irischen, kubanischen folktraditionen entnommen. die lieder beeindrucken
durch puristischen gesang und akustisches gitarrenspiel und kommen gänzlich
ohne retro-puritische stilmerkmale aus. die folgenden lieder auf "vive
la canadienne" sind dem album "bonnie dobson" entlehnt. das mitte der
70er jahre aufgenomme album ist stärker orchestriert, mehr instrumente
kommen zur geltung; folk, pop und traditional nähern sich an. dobson
konzentriert sich auf musiktraditionen ihrer heimat: neufundland. die
kanadische und hier insbesondere neufundländische folklore ist aus dem
folk und traditional englands und irlands entsprungen: fingerpicking,
harfe, geige und chöre sind wiederkehrende musikalische elemente.
obwohl "morning dew" als protestsong von einer post apokalyptischen
welt erzählt, liegt dem song ein ungebrochener positivismus zugrunde.
arthur argo schreibt in den original sleeve notes für "bonnie dobson
at folk city": "bonnie's comment on ... "morning dew" is the epiphany
of her own humanity. "this is a peace song and a love song of my own
composition." her portrayal of love and peace as dual aspects of a single
phenomenon is a philosophical truth of great depth." auch ohne "morning
dew" finden wir diese wahrheit auf "vive la canadienne" und eigentlich
auch in allen weiteren liedern von bonnie dobson. lieder, die in einer
welt, nah am rande der postapokalypse - damals wie heute - undenkbar
wichtig sind. lieder voll frieden und harmonie: "it has always seemed
that music is the language of this thing we call love. and nothing
can compare with the voice of love speaking through a beautifully pure
instrument. the voice of bonnie dobson is such an instrument" (bobby
scott).
jf
bonnie
dobson @ myspace
[back]
|
|