dreamend â so i ate myself, bite by bite

(pias/memphis industries/rough trade)
der
erste song auf dreamends (chicago) neuem album âpink cloud in the woodsâ
ist zweifellos ein spätes highlight im musikjahr 2010. ein glockenspiel
und ein piano geleiten uns in das sechsminütige folkpoplied. sphärisch
entlegene gitarren prägen zwei introvertierte erste minuten, als müsse
sich der nebel noch legen, der tau noch abtropfen von der rauen schönheit
in den weiten nordamerikanischer landschaft. aus der ferne, aus den
grünen wäldern dringt ein entlegener gesang hervor; jenseits von jedem
singt ryan graveface: âi walked through the woods. it was a rainy day.â
es folgen âcatchy atmospheric folk songsâ, nah am pop und doch, durch
den beinahe leitmotivischen einsatz von in der folklore verwurzelten
instrumenten, stets musikalisch tradiert: âa nightmarish american folk
sound that evokes the faded scenery of ghost towns and eerie midnight
drives.â. es sind verspielte melodien, äußerst anspruchsvoll instrumentiert
und komponiert, die ryan graveface mit hilfe von âthe appleseed castâ
aka âdreamendâ einspielt. âso i ate myself, bite by biteâ ist der fünfte
eigenständige longplayer von âdreamendâ, neben zahlreichen epâs und
anderweitigen kooperationen. diese erfahrung zeichnet sich aus: nie
verliert sich das musikalische konzept im maniristischen oder verkommt
zum kruden genremix. dabei erzählt graveface neben seinen kompositionen
auch die geschichte eines wesens, das destruktiven fantasien verfallen
ist, und im verlauf des albums stetig in den strudel von wahn und mord
gezogen wird. musikalisch spiegelt sich die geschichte am insbesondere
beim übergang von âmagnesium lightâ zu âinterludeâ. wie schon durch
den liednamen angedeutet kippt das album nach einem kurzen zwischenspiel
ins düstere. in âa thoughtâ wird wenig später das riff von âi was made
for loving you babyâ zu einer düsteren groteske, die beinahe hypnotisch
die liedstruktur bestimmt, bis ein kreischender gitarrenlärm die letzten
klänge übertönt. mit âso i ate myselfâ ist âdreamendâ ihr bislang bestes
album gelungen. spannend und anspruchsvoll von anfang bis ende.
jf
dreamend
@ myspace
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