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health - ::disco2

health - disko 2 (city slang/universal)

krawallend schiessen einem gitarren und schlagzeug entgegen, um sich ebenso schnell in dem sphärischen gesang von jake duzsik zu verflüchtigen: "in heat" ist der opener des zweiten "health" studioalbums "get color"; ein überragendes werk aus los angeles. woher auch sonst. "health" sind irgendwo zwischen post-punk, american-noise-rock, neo-noise-punk zu verorten. daheim sind sie im "the smell" in los angeles mit bands wie "no age", deren morbide (folk)-fragilität als kontrast zum punk mitschwebt. doch "health" lieben - mehr als "no age" - klangwelten. sie brechen das rhythmische gerüst, lassen punk-gitarren ins unendliche faden und jagen die drums zu einem sphärischen psych-noise. geschwindigkeit und entschleunigung kontrastieren und bedingen sich in ihrem werk. ähnlich funktioniert ihr aktuelles album. wie bereits zu ihrem debut "lovepump united"(2007) legen "health" ein remix-album vor, auf dem von ihnen ausgesuchte musiker "get color" neu interpretieren. dazu gibt es einen neuen song "usa boys": aus einem dröhnen schält sich langsam ein elektrobeat hervor, der wenig später vom gesang duzsiks überlagert wird. entschleunigung, elektronisches gerüst, tanzfläche in zeitlupe, sphärisch komplexe klangwelten, noise. "usa boys" gibt stilmerkmale vor, die von unterschiedlichsten interpreten auf "disco2" wieder aufgenommen werden. etwa in dem "die slow" remix von tobacco (black moth rainbow): "neo-psychedelic pop backed by throbbing hip hop rhythms"; oder in der neuinterpretation "severin" von "small black": "warbling pop music with the fuzzy warmth of ten thousands dicarded reels of analog tape". ethan kath und alice glass ("crystal castles"), die bereits auf "disco1" einen großen hit landeten (health: "the last remix they did for us got bigger than our entire fucking band"), gelingt vielleicht der beste song mit "eat flesh": klangwolken am rande der implosion zum noise, weit weg von egozentrischen elektrobeats. anders interpretiert "little loud" aus brighton (england) "nice girls": die lautstärke variiert analog zum rhythmus und zur geschwindigkeit der beats. "little loud" bastelt einen sphärischen, einen einfachen popsong, mit viel liebe zum detail. "disco2" endet mit "gold pandas" interpretation von "before tigers": hier siegt endgültig das sphärische über elektronische beats: klangwellen verströmen sich in ein unendliches, beats gibt es kaum, raum und zeit haben sich aufgelöst in einem brillianten ende eines spannenden albums. und dieses ende verdeutlicht, dass es "health" nur um das musikalische, um den gehalt ihrer lieder geht, um die frage, wie variabel musikalische genres sind und sein können. anders als bei remix-alben der jüngsten zeit (man vgl. "bloc party"), ist "health" das experiment wichtiger als der große hit. wie könnte es auch anders sein, wenn man im "the smell" zu hause ist.

jf

health @ myspace