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herpes - das kommt vom küssen
(tapete records/indigo)
eigentlich hätte man bei tapete records auf eine namensänderung
bestehen müssen, denn ich bin mir sicher, das dieser dämliche,
postpubertäre name dem quintett aus berlin noch mehr als ihnen
lieb ist wege verbauen wird. mit selbstironie wissen sie immerhin zu
glänzen, wenn man seinen debut-longplayer "das kommt vom
küssen" nennt. sie würden sich gerne wie devo oder suicide
anhören, klingen aber für meinen geschmack viel zuviel wie
berlin 1981. bands wie ideal und co. standen da anscheinend pate.
nein, nein, nein, mehr berlin-retro geht gar nicht mehr und auch in
den texten können sich herpes einfach nie von ihrer "ach,
so geilen stadt" losreißen. wenn man ihnen böses wollte
könnte man sogar sagen das herpes genau diese typisch berlinerische
attitüde verkörpern, die sehr vielen leuten mitterweile maßlos
auf den sack geht. anscheinend hat ihnen noch keiner gesagt das die
ndw-retro-welle schon vor 10 jahren out war. obwohl die songs meistens
einen recht guten drive haben, tanzbar sind und sicher auch besoffen
spaß machen, bleibt es leider zu oft netter post-elektropunk-pop
im mittelmaß. auch textlich kann ich mit herpes nicht so richtig
warm werden, wenn es dann mal politisch oder ähm, "sozialkritisch"
werden soll wirkt es fast naiv und lächerlich. "das ding
auf f" hingegen ist herrlich sperrig gelungen und auch textlich
der beste song auf dem album.
der rest lässt mich - wie gesagt- irgendwie kalt. vielleicht ist
das aber auch der neue berlinerische zeitgeist, der an mir vorbeigeraucht
ist. lokalpatriotische, politisch korrekte berliner werden herpes lieben
und auch international dürfte man sich für herpes begeistern,
denn sie klingen einfach total deutsch. "that’s actually
the cool modern ravepunk from berlin" höre ich schon die
englischen gazetten verlauten und das ist eigentlich schon schlimm genug.
immer nur vollgas ist keine lösung.
(benny ruess)
herpes
@ myspace
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