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plattenkritiken 2010

local natives - gorilla manor
(infectious music /pias)

wird derzeit über den neuesten "heavy shit" in sachen indiepop-worldmusic geschrieben, fällt immer wieder der name dieses quintetts aus los angeles.
durch die tore, die zuvor bands wie clap your hands say yeah, fleet foxes und vampire weekend kommerziell aufstießen, marschieren nun gerade diese ganzen "indie-easy-jungle-bands". ob sich david byrne da im heimischen new york bei der beobachtung, wie immer mehr junge bands das sound-und arrangement-konzept der talking heads in die neuzeit übertragen, ein schmunzeln verkneifen kann?
tja leute, und was macht dabei nun die drolligen local natives, die den oberlippenschnauzer preisen, besser als andere? keine angst, der überzogene hype wird es schon richten. man hat die gesangslinien alle schon zig’ mal gehört, und sie laufen im grunde immer wieder nach schema "f" ab. glücklicherweise jedoch hebt sie die virtousität ihrer arrangements von den ganzen derzeit wie pilze aus den boden schießenden trittbrettfahrerbands ab. gerade bei kleinen hits wie "shape shifter" oder "camera talk" schimmert dann ihr ganzer popappeal durch. sehr luftig, nie schwer und selten anstrengend wirkt das soundgerüst der local natives, indem sie klassische elemente aus worldmusic, jazz, easy listening und amerikanischen folkpops völlig ungezwungen zusammenschmeißen. das gelingt allerdings auch nicht immer, denn einige songs wirken zum teil sehr konstruiert und kopflastig. da wünsch ich mir öfter mehr direktheit. insgesamt sind local natives zwar immer noch einige schritte von ihren vorbildern entfernt, doch ein beachtenswertes debut ist es allemal geworden.
(benny ruess)

mit "local natives" (eng: die eingeborenen) hat man in hamburg traditionell selten zu tun. kommt man beispielsweise bei einer tanzveranstaltung mit einer knuffigen person ins gespräch und landet dieses dann beim thema herkunft, schrägstrich heimat sagt ein jeder einen mal mehr, mal minder bekannten ort auf.
hamburg ist seltsamerweise fast nie dabei. und auch kelcey, ryan und taylor müssten mit bedauern in ihren schönen stimmen sagen: "no we re not from hamburg, sondern from silver lake nearby los angeles".
als nächstes würden sie wahrscheinlich musikertypisch gleich fragen, ob man denn auch das letzte tolle "grizzly bear"-album kenne oder schon die neue "vampire weekend" gehört habe. und wie das dann so ist, wenn die sympatiewerte stimmen: ein Wort gibt das nächste, dazu noch zwei drei schnäpse von der Bar und schon heißt es "ja die "zombies" haben schon das beste album der 60er jahre gemacht, da kommen weder "stones" noch "beatles" vorbei". ganz schön mutige these, aber nach zwei weiteren hochprozentern total überzeugend.
dann wären die drei auch soweit, offen über ihr schönes debütalbum "gorilla manor" zu sprechen. die vorgenannten bands können dabei als referenzen genannt werden, ja sicher außerdem wären noch die "fleet foxes" und "arcade fire" zu nennen. mehr wollen sie bescheidenerweise nicht sagen, stattdessen soll man sich die platte selbst anhören.
die folgende geschichte von kelcey über die zweitägige autofahrt von los angeles nach austin, um beim sxsw festival 9 in buchstaben NEUN spektakuläre shows zu spielen und von einem gig zum nächsten zu eilen, um dann einen plattendeal zu bekommen, klingt spannend, wird aber noch getoppt von der schilderung der ersten wohnung der drei, die nicht nur zufällig "gorilla manor" genannt wurde.
nach mehrmaligem hören ist es für mich das bislang beste debüt 2010 - das heißt zugegebenermaßen am 5. januar noch nicht viel, aber diese band hat trotz der fülle an referenzen ihren eigenen spannenden sound gefunden.
ausgesprochen abwechslungsreich sind die 12 songs geraten, mit dahinschnurrenden melodien und tollen harmonien im spannungsfeld zwischen indie und afro beat. und die chupze, sich auf der platte nach dem ersten song ausbuhen zu lassen- diese chupze lässt mich den hut ziehen vor den eingeborenen, die am 28.01 im molotow live und in farbe zu bestaunen sind- darauf ein prosit.
(daniel algermissen)

local natives @ myspace