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plattenkritiken 2010

maximilian hecker - i am nothing but emotion, no human being, no son, never again son
(blue soldier records/rough trade)

maximilian hecker ist bekannt für melancholisches, anrührendes songwriting. seine gefühlvollen songs kommen schonmal etwas arg kitschig und weichgespült daher, dennoch hat er sich vor allem mit seinen frühen alben ‘infinite love songs’ und ‘rose’ einen ernstzunehmenden status in der deutschen singer/songwriter-szene erarbeitet. doch offenbar war maximilian mit seinem leben im allgemeinen und seinem künstlerischen schaffen im speziellen nicht mehr zufrieden, was laut promoinfo einen entscheidenden bruch in seiner haltung und präsentation als musiker hervorgerufen hat. eine japanische prostituierte verhalf ihm offenbar schließlich zur wiederentdeckung eines authentizitätsgefühls und bewirkte seine radikale verwandlung in den von hecker bezeichneten ‘verwesungsmodus’: ‘er befreit sich von narzisstischen anforderungen, hört auf, sich zu rasieren, kultiviert die jogginghose als alltagskleidung, nimmt abstand vom anderen geschlecht, ja sogar von der vorstellung, irgendwann einmal echte liebe zu finden’. mit diesem ballast an existentialistischer vorabinformation soll man sich also das neue album mit dem nicht minder schwer anmutenden titel ‘i am nothing, but emotion, no human being, no son, never again son’ anhören. heckers markante kopfstimme ist kaum noch vorhanden und der auf hochglanz produzierte sound der vorgängeralben weicht einer rauhen do-it-yourself atmosphäre, bei der hintergrund- und beigeräusche nicht wegretuschiert werden, sondern dem künstlerischen ausdruck einverleibt. im ergebnis klingt diese wohnzimmer-produktion, als säße ein verzweifelter hecker in in einem leeren raum einsam an seinem klavier, und am anderen ende des raumes steht das mikrophon. heckers stimme lässt einiges an kraft und ausdruck vermissen und die stete klavierbegleitung zerrt auf dauer an den nerven. für sich genommen vermögen die meisten stücke durchaus emotional zu bewegen, simon and garfunkel lassen hier so einige male grüßen. als gesamtschau allerdings wirkt das album eintönig und erschreckend bieder. viele hecker-fans wird dieses ‘ehrliche’ album wohl gerade aufgrund seiner bedeutungsschwere abschrecken. hecker selbst ist das wahrscheinlich egal, dürften doch konzepte wie popularität und erfolg keinen platz mehr in seinem puristischen lebensentwurf haben.
(torben deinert)

maximilian hecker @ myspace