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plattenkritiken 2010

mgmt - congratulations
(columbia/sony)

der lang ersehnte zweitling des hypes der letzten jahre schlechthin. "congratulations" ist eine platte geworden, an der sich die geister zweifellos scheiden werden, was ja teils schon im internet zu beobachten war, als die band das album als stream auf ihre seite stellte.
eine band, die so einen erfolg hatten, wie "mgmt" mit "kids" und "time to pretend" haben bei dem folgealbum nur zwei möglichkeiten: entweder versuchen sie das hit album möglichst noch einmal ähnlich zusammen zu basteln (was die meisten eher erfolglos versuchen), oder sie beschreiten ganz neue wege. zum glück haben sich "mgmt" für den zweiten weg entschieden.
auf den ersten blick bzw. beim ersten hören hat man schnell den eindruck, "congratulations" sei etwas sperriger als das debut. aber tatsächlich dürfte das wort "interessanter" besser beschreiben, was hier passiert ist. denn es geht freilich noch immer sehr poppig zu im "mgmt"-schen universum. nur wurden die neon 80er sehr offensichtlich ersetzt durch die drogengeschwängerten späten 60er. da hört man komische sounds, seltsame orgeln und auch die abläufe der songs sind unvorhersehbar, dabei immer - ja geradezu hymnisch - poppig. selten schaffen bands den spagat zwischen tollen melodien und unkonventionellem songwriting so überzeugend.
der schritt, ein solches album aufzunehmen, kommt dabei einer totalverweigerung gleich. allein die wahl des produzenten pete kember aka sonic boom dürfte der plattenfirma kopfschmerzen bereitet haben. als kopf von bands wie "spaceman 3", "e.a.r." und "spectrum" ist er bekanntermaßen nicht nur den 60ern, sondern auch experimenten sehr zugetan: in musikalischer hinsicht, aber auch noch immer in bezug auf drogen. es ist schwer vorzustellen, dass sich eine label wie columbia/sony einen solchen produzenten für eine hitband wie "mgmt" freiwillig ausgesucht hätte... kember hatte sogar einfluss auf das artwork. er vermittelte der band den künstler anthony ausgang, der schon für kembers und kevin shields projekt "e.a.r." einige cover gestaltete. auch das dürfte der plattenfirma nicht unbedingt geschmeckt haben. zudem gibt es keinen song, der annähernd so klingt wie die bekannten hits. stattdessen wird (untergrund-)helden wie dan treacy und brian eno mit songs sehr überzeugend gehuldigt.
so ist "congratulations" eine herrlich bunte wundertüte der verweigerung an alle erwartungen, die belegt, dass "mgmt" weit mehr sind als nur ein hype der stunde, sondern richtig gute songschreiber, die offen sind in alle richtungen. das ist schwer sympathisch und brachte uns jetzt schon eine der platten des jahres! ganz groß!

p.s.: es empfiehlt sich dazu passend, das völlig durchgeknallte video von "flash delirium" anzuschauen!
(volker kindt)

mgmt @ myspace