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plattenkritiken 2010

rotifer - the children on the hill
(monkey/broken silence)

da sitzen sie beieinander, die zwei kinder, "the children on the hill". auf einem grasgrünen hügel über einer englischen stadt sitzen sie, nah einem stacheldrahtzaun, der herausragt aus diesem kleinen abschnitt modernen lebens. er reicht hinaus ins dörfliche und über den bildrand in das reale leben. über der stadt schwebt derweil ein militärhubschrauber: der krieg ist überall, er hat uns infiltriert, er schleicht sich durch unsere straßen, ein exportgut, das ungewollt zum importgut gediehen ist. während bei rotifer jegliche neoromantik, jede art der verklärung einer sachlichkeit weicht, glaubt man in deutschland fälschlicherweise immer noch, nicht so recht am krieg beteiligt zu sein. während distelmeyer bubblegum schlager säuselt, sucht robert rotifer, heimat canterbury, andere perspektiven: "why did we leave the trees? an eternity ago the creatures huddled in the snow looked out for one another". mit der leichtigkeit eines richard hawley und der lyrischen simplizität eines alltagsphilosophen setzt sich rotifer in die züge und beobachtet das beobachtetwerden, distanziert sich von distanz und wirft eine gläubige neoliberale aus seinem song, nachdem sie schönheit im brutalen weltherrschertum preist. in der ehrlichkeit und einfachheit mit der rotifer die alltägliche fremde in den eigenen straßen aufzeigt, liegt die stärke und die glaubwürdigkeit seines albums. unprätentiös wie ein kind auf dem hügel erzählt er uns unser leben und spricht aus, was die kinder über der stadt denken: "who’s left to hug us?" die antwort finden wir irgendwo zwischen miltärhubschrauber und stacheldraht. und doch gibt es einen da draußen, der die hoffnung noch nicht ganz aufgegeben zu haben scheint: "if you want you can hug me, dear".
(jf)

rotifer @ myspace