|
(pias/rough trade)
âi
think i am ready to tell those stories now.â ein untypisches statement
von einem, der sein ganzes leben lang geschichten erzählt hat. im alter
von 51 jahren veröffentlicht tim robbins, schauspieler und regisseur
der a-liga hollywoods, sein debutalbum. dieses beginnt mit der ballade
âbook of josieâ; einem song im gewand des americana; einem song im gewand
amerikanischer musiktradition. robbins beobachtet wie ein springsteen
der späten 70er seine heldin josie; alltagssituationen, nah am rande
der tristess, eingebettet in die reise ins heilige land. eine parabel
auf die moderne gesellschaft, wie sie ein dylan nicht besser hätte schreiben
können. âbook of josieâ ist ein understatement, ein gebot der zurückhaltung.
âbook of josieâ ist das gegenteil eines egozentrischen selbstversuchs.
das lied ist, wie das gesamte album, eine ernsthafte auseinandersetzung
mit den musikalischen traditionen nordamerikas; von pete seeger über
springsteen, dylan, steve earle, bis hin zu einem t-bone burnett und
willie nelson. mit joan wass (joan as policewoman) singt robbins das
überragende âmoment in the sunâ. ich höre es als tribut an die geschichte
des new yorker queer pop, von candy darling bis hin zu antony hegarty.
theater und musik werden eins. tim robbins bedient sich nicht nur traditionen,
er entwickelt sie weiter; geschichte und geschichten selber schreiben.
und diese geschichten, die robbins erzählt, sind keine politischen manifeste,
aber sie bieten raum und möglichkeit zur politischen ausdeutung. immer
wieder finden wir einen in die zukunft gerichteten positivismus und
humanismus, ganz ähnlich seinem film âcity of emberâ, über den robbins
sagt: âitâs about the indomitable spirit that is in all of us hoping
for a better day.â âcity of emberâ ist ein kinder-, ein jugendfilm;
ein film für jene generation, die für robbins politische und gesellschaftliche
hoffnung bedeutet. das cover auf robbins debutalbum zeigt eine gruppe
von kindern â kampfbereit halten sie holzschwerter und schilder. die
kinder verharren zwischen lethargie und aufbruch, zwischen spiel und
realität; das cover ist eine alte photographie, in der man den jungen
robbins sucht. jenen, der uns seine und damit immer auch unsere geschichten
erzählt. geschichten, die immer auch geschichte sind. geschichten, die
geschichte werden. dabei weiß tim robbins sehr treffend aktuelle zustände
zu beschreiben: âi am doing great, other than the fact that the world
is collapsing.â
jf
tim
robbins and the rogues gallery band @ tim robbins
|
|