(haldern pop/cargo)
kunst
ist kunst ist kunst und dies muss bei einer rezension zu der neuen veröffentlichung
des schwedischen ehepaars mariam wallentin (gesang) und andreas werlin
(trommel) an den anfang aller beschreibungen gestellt werden, denn das
k-wort lauert hinter jeder ecke.
formal gesehen handelt es sich bei âriversâ um ein doppelalbum und doppelalben,
das wissen diejenigen, die schon öfter der versuchung erlagen, auf einen
schlag 20 bis 30 neue songs aus der begabten feder von x oder y zu erwerben,
sind meistens enttäuschend. nach dem oftmals durch missglückte experimente
oder eine vielzahl von belanglosen titeln verwässerten oder gar ruinierten
hörgenuss wünscht man sich einen bärbeißigen produzenten, der mit der
flachen hand auf den studiotisch haut und mit donnernder stimme spricht
âhör zu x, schön dass du jetzt auch akkordeon spielen kannst, aber diese
miese arhythmische 7 minuten nummer kommt mir nicht auf die platteâ.
bei diesem album liegt die sache erfreulich anders, beide scheiben enthalten
sparsame 5 songs, die auch zeitlich nicht übermäßig exaltiert daherkommen,
und so fragt sich der innere sparfuchs, warum dass denn jetzt zwei tonträger
erfordert. des rätsels lösung liegt darin, das âriversâ eine zusammenstellung
der beiden eps "iris" und "retina" ist, die parallel
auch als 12" veröffentlicht werden.
auf "retina" werden madame wildbird und monsieur peacedrum,
die sich auf ihrem vielbeachteten debüt ausschließlich auf das zusammenspiel
von stimme und trommel konzentierten, von einem isländischen chor begleitet.
der erste eindruck ist vor allem anstrengend.
während die sicherlich ausdrucksvolle stimme von m.wallentin ein klagelied
anstimmt, erklingt ein verzerrt gesampeltes trommeln und eine vielzahl
von huuus, haaas und huhuhuuuhus, die dem stück offenbar eine dunkle
atmosphäre und eine verschachtelte komposition verschaffen sollen, den
fiesen hörer aber auch an dan brown soundtracks erinnern könnten.
beim zweiten und dritten song verstärkt sich der eindruck immer mehr,
vor allem weil sich das tempo der songs an das der winterlichen ICEs
angleicht, alles ist langsam, alles ist dunkel und der gesang wirkt
so gequält, dass man den eindruck gewinnen könnte, dass es sich bei
der aufnahme um eine zwangsmaßnahme handele.
dann, beim vierten song passiert es: ein beat, der in seiner klarheit
gradezu âdisco!â ruft! die sängerin wirkt auf einmal auch viel lebendiger
und erinnert nun stark an damen wie etwa rosin murphy, björk (die überall
als einfluss und fan genannt wird) oder fever ray, aber nach einer minute
ist dann alles wieder vorbei, die huhuus und haaas übernehmen aufs neue
die kontrolle und man seufzt resigniert.
âirisâ dagegen ist eine deutlich entspanntere zeitgenossin, jazzig angehauchte
songs, bei denen die steel drum und die stimme ein ums andere mal einen
spannenden kontrast bilden und zumindest andeuten, warum die feuilletons
diese band so schätzen.
(da)
wildbirds
and peacedrums @ myspace
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