(domino/good to go)
irgendwie
hatte ich manchmal das gefühl, dass die arctic monkeys sich zu einer
jenen âgroßenâ britischen popbands entwickeln könnten, werde für dieses
mal aber überwiegend enttäuscht.
der anfang ist doch recht erhebend: she's thunderstorms rockt mit grazie
und weiß moderat zu gefallen. black treacle ist ein fein gesponnenes
popstück, das die textlichen stärken der band samt referenzen an âbutch
cassidy and the sundance kidâ und ihre rhythmische raffinesse gebührend
zur geltung bringt, dann aber doch etwas langweilig wird.
brick by brick ist dagegen nichts als unsinn. keine melodie, doofes
riff, doofer text. kann man auch nichts gutes zu schreiben. wenn sie
queens of the stone age sein wollen, ist es nicht gut, solange der textliche
furor ausbleibt.
bemühte rhythmische konstruktionen und riffs, die nicht zum weiterhören
verführen, verschwenden meine zeit. klar, matt helders ist ein grandioser
schlagzeuger, aber bitte... der jamcharakter tut der platte keineswegs
gut, weil stellenweise die inspiration fehlt. so wirkt das eher wie
gymnastik, die über mängel hinwegtäuschen soll. nichts gegen spontaneität,
wenn sie hörenswert ist. aber der funken springt bei nummern wie etwa
library pictures nicht über. dabei ließ die zweite platte mit ihren
wohldosierten erweiterungen des spektrums (ich erinner mich vage an
herrliche the coral-artige tremologitarren) noch auf eine musikalische
explosion hoffen. an mangelndem potential liegt es doch wohl nicht.
vielleicht hat den arktikern der ausflug in die wüste auch nicht so
gut getan, und sie haben ihren weg verloren - wie einst the coral.
ich hatte mich mal gefreut, als alex turner seine bewunderung für jarvis
cocker und mike skinner kundtat. in der humorvollen und scharfsinnigen
beobachtung ihrer lebenswelt und den smarten geschichten aus sheffield
lagen für mich auch die euphoriestiftenden stärken dieser band und des
texters turner. sie werden teilweise zu gunsten einer für den hörer
nicht sonderlich interessanten banddemokratie aufgegeben und hergeschenkt
- im fehlglauben, es reiche, sich in nebenprojekten auszutoben, obwohl
doch hier die musik spielt. das ist schade.
auch verzweifelt âinteressantistischeâ songtitel wie don't sit down
'cause i've moved your chair lassen leider darauf schließen, dass es
sich bei âsuck it and seeâ eher um eine pflichtübung handelt als um
den versuch, wirklich großes zu erschaffen. die platte klingt fett und
satt, die produktion ist zeitgemäß etwas zu aufgeblasen. auch wenn ac
mittlerweile so etwas wie einen trademarksound haben mögen - er ist
mir zu langweilig.
im letzten drittel kommen dann doch einige schönheiten: es beginnt bei
reckless serenade, das zumindest persönlichkeit hat, die durch die rythmische
überambition mal nicht komplett verwässert wird. sie steigert sich weiter
im piledriver waltz, wo turners stimme schmerzhaft schön zur geltung
kommt.
das wehmütig reflektive love is a laserquest ist wirklich ein tolles
popstück, das einen schon beim ersten anhören bewegt. schwelgerisch
und intim. die welt wäre grau ohne liebeslieder. wir brauchen sie. love
is a laserquest ist in den kanon aufgenommen - meinetwegen. der schöne,
filigrane titeltrack schafft zumindest eine gewisse verbindung zwischen
hörer und band mit der ansage âi poured my aching heart into a popsongâ.
musikalisch lehnen sie sich hier an den sheffielder übervater richard
hawley an.
die liebeslieder müssen den karren aus dem dreck ziehen und die platte
an ihren eigenen haaren aus dem sumpf, auch wenn ihnen das nicht komplett
gelingen kann, diesen zarten gebilden, sind sie das, was mich hier noch
bei der stange hält.
leider fällt diese rezension sehr ungeordnet und konzeptlos aus. damit
ist sie immerhin eine analogie zu âsuck it and seeâ.
insgesamt mangelt es bei allem potential und schönen momenten an einem
konzept und einer stilisierung, die einen mitnimmt und begeistert. es
wird einfach nicht klar, was das sein soll. es ist nicht richtig witzig,
nicht richtig poppig, aber auch nicht überzeugend âbadassâ. ich kam,
sah und saugte: die platte hinterließ mich großteils verwirrt und seltsam
indifferent.
(joachim franz büchner)
artic
monkeys @ myspace
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