(pias uk/sunday best/rough trade)
vorweggenommen
sei, dass sich in dieser rezension wiederholungen finden, die die/der
aufmerkasame revolver-club leserin/leser bereits in der kritik der lynch
single âgood day todayâ gefunden hat. das hat einen simplen grund: david
lynch ist mehr als nur ein musiker. er ist ein kuenstler mit einer autorschaft,
die sich ueber diverse medien ausbreitet: er ist als regisseur bekannt
geworden, arbeitet als photograph, texter und musiker. wenn jemand glaubt,
den autor fuer tod erklären und barthsche thesen aufrollen zu müssen,
dann ist er hier fehl am platz. in der zeit seines schaffens ist der
name lynch zunehemend als produktionsgröße gewachsen und hat ein öffentliches
verständnis von lynch geschaffen: von special dvd-editionen seiner tv-serie
âtwin peaksâ, dvd-sammlungen seiner filme bis hin zu der photoausstellung
âdark night of the soulâ. es ist das mystische, was die werke von david
lynch verbindet, das konsequente brechen von genrevorstellungen, das
geheimnisvolle und neo-spirituelle, handlungen stets am abgrund zum
wahnsinn. das wissen wir, weil dies die repräsentation von den lynchen
werken in der öffentlichkeit ist und weil wir mit oder ohne diese vorkenntnisse
diese erkenntnis auch selbst gewonnen haben.
zwischen ekstase und wahn liegt auch der gesang von lynch in âgood day
todayâ, durch verzerrungen beinahe pathetisch stilisiert. damit ist
âgood day todayâ, die single des albums âcrazy clown timeâ, ein logischer
anschluss an das schaffen des autors. und doch ist es gerade âgood day
todayâ, das mit seinen dominanten elektrobeats aus dem musikalischen
gerüst des albums rausfällt. âcrazy clown timeâ, die erste musikalische
arbeit in albumlänge von david lynch, schlägt seine wurzeln insbesondere
im swamp blues und interpretiert diesen relativ modern und setzt ihn
in kohärenz zum lynch-schen schaffen. der bottleneck slide sound des
delta blues vermischt sich dabei immer wieder mit dem west side sound
chicagos, was lynch aufregend inszeniert: starkes rhythmisches grundgeruest,
schweifende sounds und jaulende harmonika wechseln und hüllen uns bekannte
genrevorstellungen in eine gewisse mystik. otis rush und robert johnson
sind nicht fern. lynch verlegt die genregrenzen, arbeitet jedoch weniger
radikal, als in seinen filmischen werken: dies wirkt in der musikbranche,
in der das brechen von genres alltag geworden ist, geradezu zurückhaltend.
in dieser zurückhaltung liegt die stärke des albums, dem respekt gegenüber
den musikalischen traditionen und der integrität gegenüber dem eigenen
gesamtwerk. so kehrt david lynch auf seiner reise durch den blues immer
wieder zu seinen vorgängerwerken zurück. karen o (âyeah yeah yeahsâ)
singt im opener, der relativ rockig dem mainstream folgt und an die
songs von âsparklehorseâ zur lynchen photoaustellung âdark night of
the soulâ erinnert: zusammenarbeiten mit bekannten musikern wie julian
casablanca, stephen drodzd, vic chessnut, gruff rhys und âsparklehorseâ.
ist in der photoausstellung jedem bild von david lynch ein song zugeordnet,
so schweben uns beim hören von âcrazy clown townâ lynche bilder vor.
diese stammen nicht immer aus dem lynchen universum, sind eines jedoch
ganz bestimmt: seelische abgründe.
jf
david
lynch @ myspace
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