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u2 - achtung baby

(island/universal)

u2 - achtung babyziemlich genau 20 jahre hat das siebte studioalbum "achtung baby" von u2 - seines zeichens unverwüstliche irische "rocklegende" - nun auf dem zähler. tatsächlich ein guter anlass, dieses umstrittene, aber für die weitere karriere und musikalische entwicklung von u2, wegweisende album neu aufzulegen. dafür wurde nochmal dezent am sound geschraubt und das ganze zusätzlich mit einer randvollen zweiten cd mit allerlei b-seiten und alternativen versionen versehen. tatsächlich gebührt "achtung baby" im gesamtschaffen von u2 in etwa ein solcher platz wie ihn "ultra" in depeche modes discographie einnimmt.
damals hatten die neunziger gerade mit voller wucht begonnen (denke an madrave, grunge und frühen house und techno) und waren nicht nur musikalisch dabei die letzten ausläufer der 8ts endgültig davon zu spülen. u2 selber befanden sich mit ihren letzten beiden alben "the joshua tree" und "rattle and hum" auf dem zenit ihrer bisherigen karriere - mehr erfolg ging nicht! - und gleichzeitig in einer sackgasse voller schwulst und pathos. von hier konnte es, etwas überspitzt gesagt, nur zwei wege geben. den einen hinein in den radikalen bruch und neubeginn oder aber in bester stones manier den zu einem ewigen aber irgendwann untoten rockfossil. u2 entschieden sich für die erstere variante und begründeten mit diesem album nach 10 erfolgreichen jahren eine zweite nicht minder erfolgreiche phase ihrer bandgeschichte. es ist daher rückblickend wie folgerichtig, dass teile von "achtung baby" in berlin aufgenommen wurden, war die stadt damals nach ende des kalten krieges doch genau ein solcher ort des aufbruchs und neubeginns.
genauso gut aber kann "achtung baby" auch als ein schlußpunkt verstanden werden, ein aufbäumen gegen den lauf der zeit und das wissen, eben jenen zenit überschritten zu haben, denn alle weiteren - immerhin fünf - alben kamen, trotz unverändert äußerst guter charttplatzierungen und verkaufszahlen, nie wieder an die musikalische intensität der frühphase und die musikalische qualität dieses umbruchsalbums von bono, edge und co. heran. auch bono selber stand seitdem arg in der gefahr zu einer persiflage aus udo lindenberg und bob geldof zu verkommen.
für welche interpretation man sich aber auch entscheidet, dieses album 20 jahre später noch einmal zu hören, offenbart erneut sein vermögen, für u2 so etwas wie einen ersten schritt in musikalisches neuland gemacht zu haben. insbesondere die zahlreichen auskopplungen wie "even better than the real thing", "who's gonna ride your wild horses", "mysterious ways", aber auch die ballade "one" zeigen die songwriterische qualität von u2 und verbinden das hymnische früher tage mit dancesounds der noch ganz jungen 90ziger jahre. ich jedenfalls hatte "achtung baby" nicht so schlüssig und gut in erinnerung!
(mf)

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