home                                     club        musik       konzerte
plattenkritiken | popnews | interviews | popclassics | clubplaylists | plattenlabels

crystal castles - (III)

(fiction/universal)

crystal castles - III ein zentrales thema von (III) sei unterdrückung, und nachdem sängerin/screamerin alice glass einige unglücksfälle in ihrem freundeskreis miterlebt hat, sei ihr glaube an die menschheit noch weiter geschrumpft. die welt sei "eine einzige dystopie, in der die opfer nie auf gerechtigkeit zählen können und man mit nichts als korruption zu tun hat". erwartungsgemäß düster und passend zur aktuellen weltunterangsstimmung präsentiert sich das dritte album der 8-bit punk pioniere "crystal castles". für das erste album des kanadischen duos, das ethan kath komplett selbst produziert hat, wurden alle alten synthesizer und keyboards ausrangiert und das studio zu einer computerfreien zone ernannt. weniger digital also, aber immer noch klar erkennbarerer "crystal castles" sound. die vorgänger alben wechselten stets nervös zwischen kreativ aufgeladenem dancefloor und schrillem elektro noise punk, während ihr neuester streich wesentlich homogener daher kommt. von lärmigen ausrastern wird fast komplett abstand genommen, und selbst eine ausnahme wie "insulin" wirkt relativ gemäßigt, hat klar definierte beats und eine übersichtliche struktur. es bildet zugleich eine angenehme abwechslung zum ansonsten auf dauer recht eintönigen und extrem introvertierten trance/rave gemisch. (III) macht als ganzheitliches kunstwerk absolut sinn. mal abgesehen vom kirmes techno von "sad eyes", das "pet shop boys" näher ist als punk, ist das tempo eher downbeat, die atmosphäre meditativ, allerdings durch die verschleppte rhythmik, die zehackten klänge und den übersteuerten gesang immer auch verstörend. ein höchst depressives coming down nach einer durchdrogten nacht. wo sich bei(I) nie wirklich ein hörfluss einstellt, und das ganze experimentelle gelärme nur schwer zu konsumieren ist, neigt (III) dazu, auf völlig gegenteilige weise anzustrengen. dabei sind einzelne tracks wie die erste single "plague" oder das betörende "wrath of god" fantastische verklanglichungen einer selbstzerstörerischen gesellschaft. doch auf dauer verschwimmen die konturen, gehen details unter in einem einzigen hallgetränkten soundwust. der effekt ist faszinierend und erschöpfend zugleich. man fühlt sich bei (III) wie ein eindringling in eine höchst private angelegenheit, die einen letztlich ratlos zurücklässt.

(torben deinert)

patrick watson @ myspace