(domino/goodtogo)
das
ein-mann-spektakel dan deacon widerlegt derzeit in jeder hinsicht die
allgegenwärtige meinung „einer alleine kann ja eh nichts ändern.“ so
spielt der musiker aus baltimore sein aktuelles album „america“ nicht
nur mit einem 22-köpfigen orchester ein, sondern peitscht nebenbei noch
10.000 anhänger der occupy wall street bewegung zum massentanz an. dass
der entertainer, dessen konzerte gern mal zu einem spektakel ausarten,
sich nicht mehr mit einem kleinen posten am himmel des popbusiness zufrieden
gibt, bewiesen spätestens seine zusammenarbeit mit dem 50 personen umfassenden
kitchener-waterloo orchester oder seine arbeit am filmscore zu francis
ford coppolas „twixt“. auch sein aktuelles album spricht eine alles
andere als bescheidene sprache. „america“ behandelt deacons heimatland,
seine landschaften, seine strömungen und seine gefühle. das ganze beginnt
oft mit bescheidenem synthiepop und endet dann track für track in mächtigen
noiseorgien und selten frequenzscheuen soundloops. hier überlagern sich
gefühlt hunderte von melodien, was für ein kaum greifbares, dafür aber
stark erlebbares klangspektrum sorgt. „america“ kann als konsequente
fortsetzung für das gelten, was dan deacon mit seinem vorgänger bromst
schon angerissen hat. hier wird gefühlvoller bis zorniger zappelpop
für die meute mit hummeln im hintern zelebriert. mindestens für den
sturz aktueller machtverhältnisse und dem system an sich ist dieser
soundtrack bestens geeignet. wenn nicht sogar für mehr als das. umso
sympathischer, dass gerade der junge, putzige mann, der uns derzeit
beibringt, wie man sich mit oopmusik in der liga ganz oben bewegen kann,
ebenfalls nach wie vor bei unzähligen kleinen diy-shows in stinkigen
kellern und underground-clubs so richtig die sau rauslässt. auf diese
art sieht man amerika gern wüten wie einen berserker.
(mike witschi)
dan
deacon @ world wide web
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