(staatsakt/rough trade)
"was
ist der mensch? ein rententier" sinnieren die türen auf der amüsanten
protest-single "rentner und studenten", der elfminütige opener und auffälligste
song ihres neusten albums "abcdefg…". protest für mehr freizeit, für einen
bohemian lifestyle, für pseudo-attitüde: ironie getränkter polit-pop war
schon immer das markenzeichen in der knapp zehnjährigen bandgechichte,
aber mit ihrem aktuellen werk erreichen die türen vorerst einen neuen
höhepunkt. der unterschied zu anderen postmodernen popkultur kritikern:
die türen wirken niemals erzieherisch, obwohl sie ihren finger treffsicher
in die wunden legen. vielmehr werden themen wie schwarz-gelbe politik,
mindestlohn (wunderbarer refrain in "leben oder streben": "ich will
keinen midestlohn, ich will mindestliebe") oder musikpiraterie mit erfrischendem
humor verwurstet, mit dem ergebnis, dass die türen auch nicht wissen,
wie es besser werden soll. faszinierend an diesem album ist vor allem
die schier undendliche fülle an lustigen ideen, wortspielereien und popkulturellen
zitaten: zum beispiel bereits der albumtitel, der sich konsequent jedem
sinn und jeglicher semantik verwehrt, oder das schlicht weiße albumcover
mit beigelegten stickern zum selber kreieren. zwar sitzt nicht jeder
gag und einige reime wirken etwas arg konstruiert, doch das wird durch
die energie, die die türen versprühen, locker wettgemacht. musikalisch
begeben sie sich auf eine zeitreise durch deutschen indierock:
ihr sound bewegt sich zwischen blumfeld, den sternen und rio reiser.
und sogar mit krautrock wird diesmal experimentiert. doch trotz all
diesem intellektuellen überbau macht die musik der türen vor allem spaß,
und das ist vielleicht die beste art, mit der sie ihren politischen
standpunkt zu vermitteln versuchen. und deshalb gröhlen wir am ende alle
mit: "rentner und studenten, rentner und studenten..."
(torben deinert)
die
türen @ myspace
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