(morr music/indigo)
die
berliner band fenster halten sich bei ihrem ersten album "bones" an
die maxime "weniger ist mehr" und schaffen mit verträumtem minimalismus
und durchdachten lyrics eine raumfüllende inszenierung des schönen.
jj weihl, jonathan jarzyna und rémi letournelle erzählen auf ihrem erstling
viele spannende geschichten und nehmen den hörer mit zu einem längst
verlassenen ort, vielleicht einem alten vergnügungspark, einem relikt
aus einer längst vergessenen zeit.
lauscht man den wunderbar arrangierten liedern genauer, scheint es,
als würden sich die türen des alten parks wieder öffnen und sich eine narrative
welt voller alter gerüste und fragmente erschließen, welche die vergangenheit
mit den träumen an die zukunft verbindet.
jeder song, so unterschiedlich in seiner musikalischen struktur, lässt
einen weiter durch diese fiktive landschaft stolzieren, die sich mit
jedem ton weiter deschriffiert, nie genau wissend, was als nächstes passiert.
vor allem das sind aber die stärken von "bones": die vielschichtigkeit
und das unerwartete. immer wenn sich eine musikalische referenz anbietet,
die versucht die musik der drei berliner zu fixieren, wird dieser vergleich
durch den breiten musikalischen spannungsbogen und die vielschichtigen
elemente in der musik von fenster sofort dekonstruiert. fenster sind
trotz der bewusst einfach gehaltenen untermalung mit percussion, gitarren
und banjos einfach nicht zu fassen.
die lieder mit teilweise düsteren titeln wie "gravediggers" oder "gespenster"
sind häufig traumerzählungen, die von geisterwelten, friedhöfen, zügen oder
kaputter maschinerie inspiriert sind. fenster schaffen es in den stücken,
die von jj und jonathan mit hohem wiedererkennungswert interpretiert
werden, die zerrissenheit mit dem einfachen und dem schönen des lebens
zu vereinen, nur um dann wieder an einen mystischen ort zu verschwinden.
das trio verbindet das hier und jetzt mit fragmenten aus längst vergangen
zeiten. der minimalismus einer hoch technologisierten moderne trifft
auf die romantik der vergangenheit und verbindet sich zu einem wundervoll
verträumten klanggerüst.
fenster haben mit diesem album ein künstlerisches gebilde geschaffen,
das trotz offensichtlicher gegensätze träumerische und lebhafte assoziationen
entstehen lässt und den zuhörer auf einen aufregenden, ein bisschen morbiden,
aber wunderschönen ausflug mitnimmt, der einem noch lange im gedächtnis
bleiben wird.
(andre jegodka)
fenster
@ myspace
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