home                                     club        musik       konzerte
plattenkritiken | popnews | interviews | popclassics | clubplaylists | plattenlabels

hans unstern - the great hans unstern swindle

(staatsakt/rough trade)

n hans unstern - the great hans unstern swindleda haben wir sie wieder, diese avantgardistische freakshow, wie sie uns schon bei "kratz dich raus" um die ohren gehauen wurde. mit "the great hans unstern swindle" krebst hans unstern wieder in seiner ganz eigenen klangwelt herum, die vor weirdness nur so strotzt. bands wie bonaparte müssen sich krampfhaft darum bemühen, diese antiquitierte kirmesstimmung aufzubauen. hans unstern braucht dafür keine seltsamen kostüme oder effekte. bei dem kommt die schrägheit von tief innen. der dichter und denker liefert seine verwirrende lyrik mit einer gehässigkeit und aggressiven ruhe in der stimme, dass es einem ganz unheimlich werden kann. unstern präsentiert sich als ein sensibler hass-hippie, dem seine schrägen ansichten mal ruhig, mal mahnend, mal zweifelnd entgleiten. zeitweise erinnert das an eine deutsche version von devendra banhart. besonders bei dem song "hülle" passt dieser vergleich sogar musikalisch. ansonsten erinnert das klappernde und stolpernde klanggerüst größtenteils an das spätwerk der goldenen zitronen. hans unstern schnappt sich die besten und minimalistischsten sounds seiner synthesizer und kreuzt sie mit akustischen instrumenten. analoge und digitale signale in allen klangfarben spielen liebevoll miteinander, mal zurückhaltend, mal aufgeregt. "wie staubsaugerbeutel in unseren köpfen – jedes wort sollen wir umdrehen und damit spielen" heißt es in einer textzeile. und tatsächlich beschreibt dies in etwa das gesamtkonzept dieses musikers. denn beim hören von unsterns liedern juckt es meist im hirn. hier ein fetzen lyrik, da ein paar krümel klang. alles bunt zusammengewürfelt oder wie insekten, die einem im kopf herumschwirren. irgendwie ekelig, doch immer faszinierend und in manchen passagen sogar schön, wunderschön. das muss man erstmal hinbekommen. hans unstern schafft es und liefert wie schon mit seiner vorherigen platte nicht weniger als einen geniestreich.

(mike witschi)

hans unstern @ web