(two gentlemen/rough trade)
der
anfang hat verve. ein nervöses schlagzeug wirft uns in das neue album
von sophie hunger. ihre stimme ist aufgeregt, gehetzt vom selbst vorgegebenen
rhythmus. atemlos singt sie uns 'rererevolution', nah an der intensität
einer liveperformance. michael flurys brilliert an der posaune, ein
wenig entrückt fliegt der song dahin, unweit vom theater. was folgt
ist mehr kunst als musik: von piano getragene balladen, neo bosa nova
und 20er jahre variete. musik unweit von ipanema, die heute auf hippen
gallerieeröffnungen läuft. hunger singt: 'islam ist die katholische
kirche, deutschland die neue türkei, die schweiz schon bald im siebengebirge.'
unsere schöne internationale welt hätte kaum mit weniger feingefühl
beschrieben werden können. 'das neue' thematisiert den wandel und vergisst,
was feststeht: dass in der heimat der künstlerin, der schweiz, keine
minarette erlaubt sind. man wünscht sich, dass die revolution, die im
opener 'rererevolution' besungen wird, nicht nur einbildung der erzählerin
ist. nach internationalen erfolgen mit ihren vorgängerwerken 'monday's
ghost' und '1983' dürfte auch hungers neues album 'the danger of light'
in den einschlägigen feullitons bejubelt werden. die lieder präsentieren
sich abwechslungsreich, die künstlerin gedankenverloren. unweit von
performance kunst inszeniert sich hunger als träumerische künstlerin
mit einer vielzahl von neuen ichs. ihre welt(en?) sind einem stetigen
wandel unterworfen. meine welt besingt sie leider nicht.
jf
sophie
hunger @ world wide web
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