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tallest man on earth - there's no leaving now

(dead oceans/cargo)

tallest man on earth - there's no leaving nowdrei alben und zwei eps in vier jahren. kristian matsson hat das arbeiten entdeckt, das konzept neu erfunden und die traditionen beibehalten. alles ist bewegung, mehr drang als sturm. matsson, aka the tallest man on earth, kommt aus schweden, kennengelernt habe ich ihn in los angeles, als vorband bei einem john vanderslice konzert. während er - typisch für den musikstil seines selbstbetitelten debüts - die saiten seiner gitarre im troubadour zupft, laufen schweisstropfen über die gespannten muskeln und sehnen seiner arme. er musiziert im stil des traditional, dem genre verhaftet, stimmlich aber insbesondere lyrisch unweit von dylan. matsson spielt mit seinen ichs, nimmt aberwitzige erzählpositionen ein und spitzt dies leitmotivisch auf dem nachfolgenden album "the wild hunt" zu. melodischer als das debüt, entfernt sich matsson ein wenig vom guitar picking des traditional, öffnet seine songstrukturen dem folk und - ganz selten - sogar dem pop. aber immer noch ist alles bewegung, eine reise durch die zeit, die welt und in das ich: "if you could reinvent my name, if you could redirect my day, i wanna be the king of spain", singt matsson. aus dem heiter anmutenden und stets sehr lebhaften spanien geht es nun wieder in die heimat: "there is no leaving now" setzt die naturbildserie der albencover fort. aufnahmen aus dem hohen norden, möchte man meinen. schön und verträumt wie die musik, in denen doch eine innere unruhe lebt, ein gefühl von aufbruch, kurz vor der extase. vier jahre nach seinem debüt singt matsson seine lieder immer noch innbrünstig, schweißgebadet im scheinwerferlicht, voller ehrlichkeit, ganz ohne pathos. beinahe sentimental klingen die neuen lieder, die musikalisch stets der alten zeit verhaftet sind. holzbläser, pedal-steel gitarre, baritongitarre und klavier rahmen die kompositionen. die traditionen, den trad und den folk, ehrt matsson immer noch und das lyrische ich verortet sich unweit dessen von bob dylan: in einem nirgendwo falscher identitäten und scheinwirklichkeiten. matsson singt in dem dem album nach betitelten "there is no leaving now" seine besten zeilen. sie sind weniger spektakulär als man annehmen möchte und beinahe untypisch von klavier getragen. matsson singt eine parabel über krieg und frieden, die sich im kampf des erzählers mit seinem ich spiegelt. "there is no leaving now" ist eine atempause in einer atemlosen welt, ein moment der ruhe in einer musikalischen welt, die von unbedingter dringlichkeit gekennzeichnet ist. und doch zieht matsson auch auf seinem neuen album seine ganze virtuosität, seine dynamik und kunstferttigkeit aus der nähe zur live performance. nicht zuletzt deshalb ist "there is no leaving now" ein überragendes album geworden.

jf

tallest man on earth @ myspace