(trickser/broken silence)
yesterday
shop sind ja eigentlich schwaben aber zogen vor einiger zeit nach hamburg
und berlin. dort bauten sie ihre bandaktivitäten weiter aus und beeindruckten
live mit ihrer ep im schlepptau schon vor zwei jahren beim reeperbahnfestival.
nun haben sie ihren selbstbetitelten album-erstling auf die öffentlichkeit
losgelassen. auf 44 minuten bieten sie handwerklich formidable leistung
und beeindrucken durch machart, ausgefuchste ideen sowie die reichhaltigkeit
ihrer sounds. yesterday shop geben einem eine totale überdosis an progpop,
postrock- und shoegaze-zitaten und erschlagen einen förmlich damit.
und genau darin liegt auch das problem an dem yesterday shop wie so
viele andere deutsche bands leiden. zu viele ideen verwässern den fokus
auf einen guten eingängigen popsong mit langzeitwirkung. das ist schade,
denn yesterday shop haben richtig schöne gitarrenmelodien und tolle
zitate die an explosions in the sky, broken social scene, die frühen
tortoise oder auch the american dollar erinnern. die platte klingt von
der produktion her ziemlich international, kristian kühl hat da einen
ziemlich duften job gemacht, aber wo sind bitte die hooklines die mich
mitreißen? sie schimmern zwar immer wieder durch, aber werden sogleich
wieder zerstört, als habe die band um sänger und bandleader clemens
kluck angst zu profan und kommerziell zu klingen. vorgetragene intellektuallität
in den texten, ob echt oder erfunden, paart sich mit höchst anspruchsvollen
indiepop-soundcollagen, die sich immer wieder in sich selbst verlieren
und den catchy popsong links liegen lassen. da wundert es nicht, das
diese hochbegabte band ihr album auf dem eigenen label veröffentlichen
musste, den jeder a & r manager hätten ihnen gesagt: "hey jungs,
das ist alles echt hohe kunst, aber ich hör die single nicht."
und wer behauptet yesterday shop würden mit musikalischen konventionen
brechen irrt. sie bauen die songs nach altbekannten indierock-mustern
auf und lassen nur zu gerne einfach den refrain weg. dieses muster durchschaut
man ein einigen stellen einfach zu schnell und kann sogar ziemlich nerven.
gerade auch weil die ansonsten schöne melancholische gewandtheit einen
immer wieder fast einfängt und songs wie "fat man and little boy",
"winter act i" oder "we like chopin" in einem anderen
eingängigeren arrangement das potential zu echten indiehits hätten.
musikalisch müssen yesterday shop niemanden etwas beweisen. vielmehr
haben sie das potential für eine der besten deutschen indie-progrock-bands
und ich hoffe für sie das sie de einfachen popsong zukünftig mehr aufmerksamkeit
schenken. dann kommt der große erfolg von selbst, darauf verwette ich
meinen allerwertesten.
(benny ruess)
yesterday
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