(city slang/universal)
auf
den ersten blick scheint eine kirchenorgel nur nachteile zu haben: bereits
die unterbringung eines solchen instrumentes dürfte denjenigen, der
nicht zufälligerweise ein gotteshaus sein eigen nennt, vor nahezu unlösbare
probleme stellen. für straßenmusikanten ist das instrument vollkommen
ungeeignet: wie soll man das teil schließlich in die u-bahn bekommen?
und hat man, trotz aller widrigkeiten, diesem instrumenten-monstrum
dann doch ein paar töne entlockt, darf man sich gleich mit heerscharen
von kirchentagsjüngern herumschlagen.
den beweis, dass man aus einer kirchenorgel auch populärmusikalische
klänge herausbekommt, will anna von hauswolff mit ihrem zweiten, bei
"city slang" erschienenen, werk "ceremony" antreten.
und dies gelingt ihr außerordentlich gut: so nutzt sie zum einen die
schiere klanggewalt der orgel, um epische Werke wie "deathbed"
oder den rein instrumentalen opener "epitah of theodor" zu
kreieren. diese müssen sich (achtung: superlativ) nicht hinter stücken
von pink floyds "the wall" verstecken und entführen den hörer,
begleitet von synthieklängen und verzerrten gitarren, in eine welt in
der die sonne niemals aufzugehen scheint. stücke wie "mountains
crave" oder "liturgy of light" erinnern wiederum an die
isländer/innen von "of monsters and men" und der track "sova"
muss den vergleich mit den meisterwerken von "arcade fire"
nicht scheuen. so verzeiht man dann auch den einzigen totalaussetzer
auf dem album ("no body"), der mit verstimmten didgeridoo
(ja, ich habe die korrekte schreibweise googeln müssen) zu beginnen
und einem bekifften hummelschwarm zu enden scheint.
beeindruckend auch die stimme der 26-jährigen, die vergleichbar mit
denen von tori amos oder kate bush ist und es schafft, selbst die gewaltigen
orgeltöne in schach zu halten.
fazit: sommerhits sucht man auf diesem album vergeblich. das dürfte
aber auch nicht der anspruch der künstlerin gewesen sein. vielmehr eignet
sich das album für ruhige abende in den eigenen vier wänden, bei denen
man mit einem glas schweren rotwein in der hand über weltbewegende themen
philosophiert. für solche anlässe bietet "ceremony" den perfekten
musikalischen rahmen.
lm
anna
von hauswolff @ world wide web
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