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david lynch - the big dream

(sunday best/pias)

david lynch - the big dream"crank up that radio, let me tell ya'll a story" - david lynch meldet sich mit album nummer zwei zurück, und so langsam festigt sich der eindruck, dass der meister des surrealen, visionären kinos auf seine alten tage eine neue lieblingsbeschäftigung gefunden hat. "inland empire" war sein letzter film, und der liegt bereits sieben jahre zurück. seitdem hat lynch einen nachtclub namens "silencio" in paris eröffnet, seine zeichnungen und photographien in einem weiteren sammelband veröffentlicht und sein erstes soloalbum "crazy clown time" eingespielt. und anstatt sich zur abwechslung mal wieder dem filmgeschäft zu widmen, also jetzt "the big dream". elf der zwölf songs stammen aus lynchs feder, dazu eine eigenwillige interpretation von bob dylans "the ballad of hollis brown". produziert wurde das album gemeinsam mit dean hurley, und entstanden ist ein meisterwerk. lynch und hurley ist es gelungen, dem originellen songwriting den perfekten sound beizumischen. "modern blues" nennt lynch seinen musikstil, wobei die exakt auf den punkt gebrachten fetten beats das sahnehäubchen für die überraschend eingängigen stücke bilden. nie wirkt das album wie ein versuchslabor, so wie das bei einigen sehr improvisiert und halbfertig klingenden stücken auf "crazy clown time" noch der fall war. im gegenteil entlockt lynch dem blues genre eine originelle und zeitgemäβe frische, auf die viele hauptberufsmusiker neidisch sein dürften. herausragend sind das auf einem verlangsamten hip hop beat basierende "last call" (dieser wunderbare refrain "last call, time, gentlemen please". von lynch mit seiner unverwechselbaren komplett unmelodiösen knarzstimme vorgetragen) und das stark an twin peaks, rote vorhänge und träume von rückwärts tanzenden zwergen erinnernde "cold wind blowin". auch erwähnenswert der träumerische bonustrack "i'm waiting here", gesungen von lykke li. hier bekommt man einen eindruck wie ein lynch song klingen kann, wenn er von jemanden mit einer guten singstimme interpretiert wird. die braucht es aber gar nicht, um "the big dream" zu einem herausragenden album zu machen. wenn david lynch weiterhin solch beeindruckende songs produziert, dann kann er von mir aus seine regisseurtätigkeit an den nagel hängen.

(torben deinert)

david lynch @ world wide web