(domino/goodtogo)
franz
ferdinand kommen mit einem mitreißenden, inspirierenden album, das spaß
macht und ins blut geht.
wie oft wir wirklich und auf welchen parties genau betrunken ausgerastet
sind zu "darts of pleasure", "take me out", "michael"
oder "this fire" ist im dunkel des matinèe meines hirns (für
immer?) verschüttet. zu "ulysses" wäre das auch möglich gewesen,
aber da waren wir woanders. (come on, let's get high!)
genau wie die strokes sind franz ferdinand eine gute band, eine der
ganz wenigen, die ernsthaft cool und erhaben und mit sicherheit nicht
überschätzt sind. genau wie die strokes haben franz ferdinand ein reflexhaft
unterschätztes zweites album gemacht. genau wie bei den strokes hat
man das gefühl gehabt da wäre mehr drin gewesen… hier und jetzt ist
aber schluss mit diesen parallelen.
ff zeichnen sich natürlich durch ihre rhythmik, aber auch durch eine
besondere architektur, die sich in synthesizermotiven oder in einer
gewissen eleganz, disziplin und ihrem humor zum beispiel in breaks und
ziselierungen äußert, aus. die melodien sind hintersinnig, schön und
elegant, mal kernig, mal veträumt, aber immer dringlich.
"right thoughts, right words, right action" (der titel hat
nichts mit der politischen rechten zu tun) ist mit etwas über 35 minuten
spielzeit -sagen wir mal- konzise. zuerst fallen natürlich die beneidenswert
energetischen stücke wie "love Illumination" oder "evil
eye" auf, die ja auch als singles ausgekoppelt wurden. die vollbringen
das kunststück, echte partysongs zu sein, aber auf genug anderen ebenen
zu funktionieren, um einen tiefer zu erwischen.
obwohl die form bei franz im zentrum steht, sind sie nicht zuletzt romantiker
und so sind auch die zarten, verträumten momente die heimlich besten.
es gibt kaum einen song der beatles, der so gut und so charmant ist
wie "eleanor put your boots back on". auch auf "right
thoughts" gibt es solche songs, da bleibt zunächst einmal "fresh
strawberries" hängen. wunderbares understatement mit einer seltsam
altmodischen frische. passagen wie das ende von "stand on the horizon"
oder die rückwärts erzählte liebesgeschichte "universe extended"
stecken voll heimlicher leidenschaft und sehnsucht, ohne je zu triefen.
ich dachte zunächst beim refrain von "lovers and friends":
"ja, ganz nette idee, aber eine von vielen in der aufgehäuften
masse von ideen". immer mehr und auch im kontext der anderen stücke
wurde mir dann die größe des statements bewusst. "kakkmaddafakka"
- oder wie die heißen - sagen in der intro, die platte sei "uninspiriert".
mich ärgert diese leichtfertigkeit. diese platte ist so vital und inspiriert
wie sie nur sein kann.
kleine details, etwa wenn alex kapranos bei "brief encounters"
plötzlich hörbar überrascht ist, dass er wieder beim refrain angekommen
ist und die stimmlage ändern muss oder er beim brutal unsentimentalen
und daher gerade so grausam bewegenden "lovers and friends"
nach dem refrain "anyway" ruft, so als ob man nun wieder zum
tagewerk (der strophe) zurückkehren müsse, sind genüsse für jede und
jeden, die/der das spiel mit der metaebene liebt und zwar in noch nicht
abgeschmackter weise.
das einzige lied, was kein absoluter killer ist, ist "bullet",
obwohl es eigentlich sehr flott daher kommt.
alles klingt so selbstverständlich und richtig, dass man gar nicht mehr
über dinge wie produktion nachdenkt. das zeichnet wahre meisterhaftigkeit
aus. man kann sich gar nicht mehr wundern über den reichtum dieser platte,
weil alles wunderbar konzipiert ist und trotzdem soviel spaß macht.
ich bin überrascht. "right thoughts…" erinnert einen daran,
wie genial (und ja, ich bin vorsichtig beim verwenden solcher worte!)
das konzept und das funktionieren dieser band ist. ein großer genuss.
"arctic monkeys" findet nur jeder voll ok oder respektabel,
franz ferdinand kann man lieben, und sie sind nicht zu karrieristisch
und kalkulierend. am ende der platte singt kaparanos "you can laugh
as if we're still together but this really is the end". das wäre
einerseits mehr als schade, denn die leute wissen ja gar nicht, was
sie an franz haben, andererseits wäre es ein würdiger abschluss für
eine große band.
8,5 von 10 !
franz
ferdinand @ world wide web
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