of montreal - lousy with sylvianbriar

(polyvinyl/cargo)
die
allzu inflationär gebrauchte beschreibung "wunderkind" dürfte
wohl selten so treffend sein wie bei kevin barnes, dem kopf von of montreal.
in ihrer mittlerweile schon jahrzehnte umfassenden geschichte begann
die band als schwache beatles epigonen, entwickelte sich dann aber über
einen schrägen queer/disco-sound bis hin zu - ja was eigentlich? - dem
quietischig schrillen, völlig eigenen kevin barnes entwurf von musik,
der sich vor allem durch permanente verwirrung und überforderung auszeichnet
– so viele wirklich gute ideen pro song schafft sonst sicher keine popband!
und so stellt sich bei jedem neuen of montreal album die frage: "was
hat herr barnes denn nun wieder ausgeheckt?" wo das letzte "paralytic
stalks" quasi eine übertragung des verstrahlten drogen sounds der
60er band "white noise" in die jetztzeit war, kommt "lousy
with sylvianbriar" verhältnismäßig bodenständig daher. die songs
sind beinah konventionell. da gibt es mal eine "byrds"-gitarre
oder eine slide-guitar. 70er pop? sowas. ein bisschen glam anleihen.
klar. große meldodien. natürlich. überhaupt: große geste geht auch in
der einfachen bandbesetzung. drunter macht's barnes nicht.
und wieder packt er einen mit dieser herrlich unaufdringlichen beiläufigkeit:
so denkt man beim ersten hören vielleicht sogar, dass "lousy with
sylvianbriar" etwas langweilig ist, aber spätestens beim zweiten
durchlauf machts dann "click". einzig der song "raindrop
in my skull", den die neue mitsängerin rebecca cash allein singt,
kann nicht so richtig überzeugen. zu uninteressant ist cachs stimme.
aber bei 11 songs lässt sich der eine aussetzer gut verschmerzen.
wieder hat kevin barnes mit seinen of montreal eine wunderbare platte
abgeliefert. auch auf die gefahr hin, mich zu wiederholen: in einer
gerechten welt wäre der mann ein superstar!
(volker kindt)
of
montral @ world wide web
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