(cargo records/cargo records)
slut
waren immer eine (deutsche) ausnahmeband. so bescheuert der bandname
auch sein mag: dieses besondere gespür für melodien und songs hatten
sie von beginn an und haben sich stets weiter entwickelt. selbst experimente
wie ihre eigene interpretation der dreigroschenoper ist erfreulich überzeugend
gelungen. und auch das davon noch merklich beeinflusste und vielleicht
gerade deswegen etwas untergegangene letzte album mit dem wohl selbst
aufmunternd zu verstehenden titel "still no.1" wusste zu begeistern.
das war 2008. danach wurde es bis auf ein weiteres experiment mit juli
zeh ruhig um die fünf herren.
nun also erscheint mit "alienation" das erste richtige album
seitdem. beim hören kann man sich nicht des eindrucks erwehren, slut
wollten hier zu viel auf einmal: innovation, songs, melodien, pop, experiment.
was bei dem letzten werk gut gelungen ist, ist hier vielleicht einfach
etwas zu gewollt. klar, das album ist durchweg nicht schlecht. und mit
dem schon vorab veröffentlichten "next big thing" gibt es
auch den slut-typischen hit.
vielleicht sind es auch die vielen köche, die für das zu viel sorgen,
denn die band hat sich nicht für einen produzenten entschieden, sondern
gleich für fünf. alle, mit denen sie bislang zusammen gearbeitet haben:
tobias levin, olaf o.p.a.l., tobias seibert, mario thaler, oliver zülich.
alles inzwischen selber schon gewisse größen.
"anybody have a roadmap" oder "broke my backbone"
erscheinen wie der versuch, nach radiohead klingen zu wollen. klappt
nur leider nicht so. wenn sie bei "silk road blues" die sitar
auspacken hat man endgültig den eindruck, die herren hätten sich irgendwie
verzettelt. elektropop wie in "remote controlled" steht ihnen
auch nur bedingt gut zu gesicht.
das soll hier nun auch kein verriss werden. "alienation" ist
schon ein gutes pop album. aber leider kann es an früher werke der band
nicht heranreichen und ja, es ist grausam, das zu schreiben, aber: es
langweilt.
also die herren: weniger ist mehr. besinnt euch auf das, was ihr könnt!
(volker kindt)
slut
@ world wide web
|
|