(jagjaguwar/cargo)
ich
oute mich jetzt einmal als kunstbanause. sätze wie: "in unserem
neuen album stand unsere künstlerische entwicklung im vordergrund"
oder "mit unserer neuen platte haben wir künstlerisches neuland
betreten und unseren musikalischen horizont erweitert", mögen in
dem einen oder anderen ja eine nahezu kindlich-weihnachtliche vorfreude
wecken, mir treiben solche Ankündigungen eher das große "p"
ins gesicht. visionen von walgesängen kombiniert mit dem balzruf der
(natürlich) höchst seltenen nordafrikanischen weinbergschnecke erscheinen
vor meinem inneren ohr und der kalte schweiß bricht mir aus.
insofern schrillten sämtliche alarmglocken, als ich zitate des sängers
justin vernon wie "es ist unbeschreiblich, wie sich dieser raum
entwickelt hat. erst erschien er uns klein. jetzt wissen wir, dass er
unsere kreativzelle war" (gemeint ist der raum, in dem "repave",
das zweite album der sechsköpfigen band volcano choir, entstand) las.
entsprechend vorsichtig war ich, als ich das album das erste mal anhörte.
doch die befürchtungen, mir könnte gleich die musikalische version der
schwanzflosse eines orca-wales an die ohren klatschen, stellten sich
als vollkommen unbegründet heraus. vielmehr ist "repave" eine
sehr melodische, atmosphärisch dichte (okay okay, fünf euro für's phrasenschwein)
und dabei doch eingängige platte geworden. ein bisschen folk hier (wie
z.b. beim song "comrade", der filigran gezupfte gitarren mit
wuchtigen chören vereint), solide poppig da (wie bei songs wie "byegone",
bei denen man an bands wie die bright eyes oder sophia denkt). und bei
"acetate" (dem meines erachtens besten track auf dem album)
geben sich the national und paul banks scheinbar ein musikalisches stelldichein.
großartig dabei die stimme des sängers justin vernon: von dunkel-mysteriös
wie bei dem bereits erwähnten paul banks bis zu kopfstimme deckt er
das gesamte spektrum ab. und ja: die musiker scheinen ihre instrumente
alle sehr zu lieben, verlieren sich dabei jedoch glücklicherweise nie
in nicht enden wollenden soli. so behalten alle songs ihre eingängigkeit.
vielleicht also keine tanzbeinschwingplatte, auf jeden fall aber ein
album, das man auch in ein paar jahren immer mal wieder lächelnd aus
dem cd-regal rausholen und einlegen wird, wenn gute freunde zu besuch
kommen.
(lm)
volcano
choir @ world wide web
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