(domino/goodtogo)
böse
zungen mögen vielleicht behaupten, dass will oldham alias bonnie "prince"
billy eigentlich nur ein album herausgebracht habe, nämlich immer dasselbe.
doch das wird seinem können, seiner tatkraft und seiner inspirierenden
wirkung in keinster weise gerecht. "singer's grave a sea of tongues"
ist das 21. studioalbum des musikers & gelegenheitsschauspielers,
der unter diversesten psyeudonymen (palace music, palace brothers) innerhalb
von nur 20 jahren einen immensen output an alben und kooperationen vorzuweisen
hat. doch will oldham nahm dem verlorengegangen country das kernstück
seiner seele und entwickelte daraus seinen eigenen stil konsequent weiter
zu einer von einsamkeit und orientierungslosigkeit geprägten folklore,
die fernab von populärer folkmusic oder seichten singer- & songwriter-attitüden
anzusiedeln ist.
"singer's grave a sea of tounges" ist die thematische fortführung
des albums "wolfroy goes to town" aus dem jahr 2011. jenes
war in der instrumentierung und besetzung arg minimalistisch, beinahe
puristisch und extrem leise. auf dem aktuellen album wurden einige songs
("we are unhappy", "quail and dumplings") mit 13
musikern neu arrangiert, scheinbar um jene songs auch einem größeren
publikum zugänglich zu machen. herausgekommen ist eines der schönsten
und melodiösesten alben in der diskografie des will oldham - voller
posie, weltschmerz (nothing is better, nothing is best, we are unhappy…)
und stellenweise aufblitzender hoffnung, die aber stets sofort wieder
mit seiner immerzu brüchigen stimme im keim erstickt wird.
doch wenn man nun glaubt, dass sich jetzt endlich der wohlverdiente
kosmos des pop vor bonnie "prince" billy nebst popularität
öffnen möge, der irrt vermutlich. will oldham hat noch nie in eine schublade
gepasst und dies auch nicht gewollt. das mag auch ein grund sein, warum
so viele musiker aus den unterschiedlichsten gefilden der musik mit
ihm eine zusammenarbeit angestrebt haben (z.b. johnny cash, pj harvey,
björk, tortoise, current 93). doch immer wenn sich erfolg anbahnt, dann
wird es plötzlich still um den eigenbrötlerischen mann aus kentucky.
das letzte album verteilte er, gänzlich ohne label, persönlich mit seinem
pick-up bei den plattenhändlern seines vertrauens.
sein wundervolles album schließt jedenfalls mit der traurigen zeile
"this is done, let it be so. and now you can let me go". hoffentlich
ist dies nicht wörtlich zu verstehen und wir dürfen uns noch viele weitere
jahre über seine musik freuen, um gemeinsam mit ihm zu leiden.
(marc sifrin)
bonnie
prince billy @ dragcity
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