(sub pop/cargo)
mirel
wagner veröffentlich mit "when the cellar children see the light
of day" ihr zweites studioalbum. die finnische musikerin mit äthiopischen
wurzeln spielte die songs auf der abgegelegenen halbinsel hailuoto im
norden finnlands ein. in mitten wilder natur, ohne elektrizität und
heizung, schuf sie karge und düstere lieder getragen von akustikgitarre
und ihrem einmaligem gesang, der zurückhaltend und zugleich in unbeschreiblicher
klarheit die lieder leitet. einziger gastmusiker ist der schotte craig
armstrong, der cello und piano in "ellipsis" und "goodnight"
beisteuert. wagners kompositionen sind dem blues verwandt und beschränken
sich auf die nötigsten klänge: gerippe von dem, was man gemeinhin mit
musik verbindet. im zusammenspiel mit wagners puristischer poesie, die
an einen jungen rimbaud erinnert, ist sie jedoch eher dem nordischen
folk zuzuordnen, den traditionen des gothischen, den minnesängern und
den geschichtenerzählern des mittelalters. ihre lieder entfalten dabei
eine innere dynamik und kraft, die man ihnen kaum zutrauen würde. die
nähe zur naturpoetik ist stets präsent und spiegelt selbstreflexiv das
schaffen der künstlerin: "dark was the night, cold the ground,
i heard voices all around, tiny star falling down, my little soul is
now free and unbound". wagner verfällt in ihren lyrischen ausformungen
zu keiner zeit in romantische klischees, sondern thematisiert das vergängliche,
die morbidität und unsere ursprüngliche verbindung mit der natur. ihre
verse in "the dirt" spiegeln in brutaler realität den kreislauf
unseres lebens; aus asche zu und staub zu staub wird: "you’ll be
in the dirt, you will be the dirt". während "the dirt"
wie ein biblisches drama anmutet, präsentiert sich das darauf folgende
"ellipsis" – zumindest im musikalischen gewand – als sanfte
ballade (wenn lyrisch auch ähnlich düster) und verdeutlicht das breite
spektrum musikalischer kompositionen und stimmungen, ohne genretraditionen
und die eigene musikalische integrität zu verlieren. ganz beachtlich!
jf
mirel
wagner @ world wide web
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