(cargo/cargo)
seit
nunmehr beinahe 30 jahren und 18 studioalben tobt sich phillip boa gemeinsam
mit seinem voodooclub aus. dabei blieb er stets, trotz wechselnder besetzungen,
seiner linie treu und ist somit einer der überzeugendsten indiepioniere
der musikszene deutschlands.
textlich wandelt boa auf kryptischen pfaden wie eh und je. waren es
früher eisenpfirsiche, die auf einem kopf zerdrückt wurden, so wandelt
jetzt jesus mit einer million-dollar-note in der hand über die marktplätze
von marrakesch. satzfragmente erzeugen spontane bilder, die dali-gleich
präsentiert oder verpackt werden.
musikalisch nähert sich boa auf "bleach house" wieder räudiger,
expressiver und explosiver seinen anfängen. zu spüren sind wieder die
dreckigen wie amüsanten beats und der vielschichtige punk, der sich
nicht nur auf drei bis vier akkorde beschränkt, sondern sowohl innerhalb
der songs als auch in der komplexität des albums immer wieder für überraschungen
sorgt.
hier das eingängige titelstück, dort der amüsante gute-laune-song "snake
plissken" (anmerkung: charaktername von kurt russell in "die
klapperschlange – escape from new york" aus dem jahr 1981), der
tatsächlich wie aus der zeit gefallen klingt, oder der wütende, geschmetterte
ausklang "icons of anarchy".
doch besonders hervorzuheben ist der track "standing blinded on
the rooftops". letztgenannter kribbelt über den körper, macht einen
nostalgisch und lässt einen glauben, im musikalischen perlengrund aus
den schönsten boa-gefilden fündig geworden zu sein.
es gibt nicht viele künstler, die von sich behaupten können, dass sie
über drei dekaden und über ein dutzend studioalben innovativ, progressiv
und authentisch geblieben sind. phillip boa ist einer von ihnen und
macht ein weiteres mal lust auf seine anstehende tour.
(ms)
phillip
boa @ world wide web
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