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viet cong - viet cong

(jagjaguwar/cargo)

viet cong - viet congnach der endgültigen auflösung der kanadischen indie-überflieger women (inklusive handfester bühnenklopperei im oktober 2010 und tragischem tod von gitarrist chris reimer im jahr 2012) konsolidieren sich die reste. bassist matt flegel und drumer mike wallace füllen wieder auf vier bandmitglieder auf und gründen viet cong. ok, werden jetzt einige denken, weiß ich doch alles. das exklusive tourtape, welches der naturgemäß hysterische nme mit 9 von 10 punkten durchwinkte, verstaubt seit 2013 neben euren tapedecks, die demoversion von "bunker buster" plärrt auch schon seit nem halben jahr aus euren schrottigen macbook-boxen und "continental shelf" ist ja wohl eh der hit des jahres.
stimmt natürlich alles und trotzdem gibt es jetzt endlich auch ein debutalbum. selbstbetitelt, weil man das so macht, wenn einem nichts besseres einfällt und weil der schmissige bandname in fetten lettern auf dem cover bei den amerikanischen nachbarn bestimmt besonders gut ankommt. packt man dann noch ein grobkörniges monochromes foto drauf, kann man sagen: verlässlich langweilig oder eben blaupause für ein ikonisches cover. an die wand getackert mit einer x-beliebigen the smiths-umverpackung, the clashs "london calling" und dem debut der ramones könnte man jedenfalls schlecht sagen, was nicht in die reihe passt.
musikalisch rumpeln die sieben songs ordentlich durch und nach knapp 37 minuten weiß man wieder, was das geile am albumformat ist: keine automatisch generierte playlist schafft solche spannungsbögen. klar, bleibt "continental shelf" der ausnahmehit, aber er sitzt eben genau richtig als track nummer 5. vorher finden wir songs, die für sich genommen allenfalls ok sind, im gesamtkonzept aber zwingend notwendig erscheinen und nach wenigen durchläufen der platte zu leuchten beginnen. matt flegels düster pathetischer gesang, paart sich mit enervierenden bassläufen und einem schön verhallten schlagzeug. immer wieder schälen sich feine harmonien aus den rough gespielten songs. ob das jetzt zuviel von allem ist, muss am ende jeder für sich selbst entscheiden. ich finde, wir haben hier den versuch das beste aus zwei welten zu koppeln: postpunk trifft psychrock. dementsprechend reichen die songs vom zackigen dreiminüter bis zum ausufernden elfminütigen "death" als schlusspunkt der platte, welcher in einer repetitiven noisekaskade mündet und einen im besten sinne unter den aufsteigenden soundgewalten begräbt. ein song, mindestens so erhaben, wie der anblick des gebirgspanoramas auf dem backcover. mit einem wort: gesamtkunstwerk.

(markus wiegandt)

viet cong @ bandcamp