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yusuf islam - tell 'em i'm gone

(columbia/sony)

yusuf islam - tell 'em i'm gonenach über fünf jahren veröffentlicht der kürzlich in die hall of fame aufgenomme yusuf islam sein neuestes album "tell 'em i'm gone". es ist das dritte album, dass yusuf als zum islam konvertierter musiker aufnimmt. es ist eine zurückbesinnung an seine musikalischen zeiten der 60er und 70er jahre, in denen er als cat stevens folkpopsongs komponierte, die ihm weltruhm einbrachten. mit dem album "tea for tillerman" schaffte der gebürtige brite 1970 den durchbruch in den usa und eroberte top 10 chartplatzierungen. generationen der späten 60er und insbesondere 70er werden geprägt von seiner musik. einer musik, die yusuf selbst hilft, einen lebensweg und einen glauben zu finden: musik und leben waren eng verknüpft bei cat stevens und sind auch heute bei yusuf islam nicht zu trennen.
auf "tell 'em i'm gone" ergänzen und bereichern musikalische stilmittel des blues und nordafrikanischer musik den folk des einstigen cat stevens. sie sind auch die handschrift von rick rubin, dem koproduzenten des albums, der in seinem werk immer wieder genremixing aufnimmt (sogar bei "international noise conspiracy" findet sich auf "the cross of my calling" eine dominante bluesgitarre). die vielfalt musikalischer einflüsse, insbesondere jedoch der blues, geben songs wie "big boss man" und "gold digger" einen antikapitalistischen anstrich und eine robustheit, die wir bei yufus islam (und bei cat stevens) zuvor nicht kannten. das gewand des blues liegt leitmotivisch "tell 'em i'm gone" zugrunde und passend findet sich im booklet über zwei handschellen / fußfesseln geschrieben: "if you never risk to lose, you may never get to win. if you never venture out, you will see nothing."
neben fünf neuen kompositionen finden sich auch fünf coversongs auf "tell 'em i'm gone". im opener "i was raised in babylon" singt yusuf islam von religiös motivierten verfehlungen verschiedener glaubensrichtungen. in "editing floor blues" klagt er die medien an, die im rahmen der salman rushdie kontroverse 1989 behaupteten, yusuf islam würde die fatwa gegen salman rushdie unterstützen (die anklage lautete blasphemie in rushdie's werk "the satanic verses"). yusuf singt: "one day the papers rang us up. t' check if i said this? i said, 'oh boy!' i'd never say that." es ist eine eigene geschichte, die yusuf islam mit seiner musik schreibt – es ist seine geschichte.
was yusuf uns weitestgehend vorenthält ist seine sicht auf die lage der welt. die sicht eines zum islam bekehrten, dem 2004 die einreise in die usa verwehrt wird und der 2014 das erste mal seit den 70er jahren eine us tournee spielt. eine sicht eines mannes und musikers, der mit friedenspreisen ausgezeichnet ist und dem nachgesagt wird, er habe der hamas geld gespendet. einer, der im frieden feststellt: "a lot of good things turn bad out there" ("wild world") und der nach den terroranschlägen von 9/11 sagt: "… it must be stated that no right – thinking follower of islam could possibly condone such an action. the qur’an equates the murder of one innocent person with the murder of the whole humanity." in anbetracht der heutigen politischen lage hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als ein statement von yusuf islam – nicht zu seiner person, sondern zum weltgeschehen, dessen entwicklung wir alle mit sorgen verfolgen.

jf

yusuf islam @ world wide web