(oblivion/digital)
diese
rezi fällt mir sehr schwer; denn eigentlich habe ich vor gabi delgado
und vor allem vor seiner band "daf" sehr großen respekt. was
delgado ende der 70er und anfang der 80er mit dem schlagzeuger robert
görl auf die beine stellte, hat bis heute nichts an anziehungskraft
und faszination verloren und war und ist von großer bedeutung.
aber ich kann es wohl schon in den ersten sätzen nicht verbergen: mit
diesem album kann ich wenig bis gar nichts anfangen. der alt-meister
selber hält offenbar große stücke auf seinen aktuellen musikalischen
output. so haut er uns nur ein jahr nach dem letzten werk ein neues,
32 stücke umfassendes doppelalbum um die ohren und tönt im info, noch
130(!) weitere "super songs" auf halde zu haben!
musikalisch wird auf "2" eigentlich alles aufgegriffen, was
es in den letzten 20 jahren so an elektronischer musik gab. von "chemical
brothers"-artigen tracks ("hausarrest"), über vergleichsweise
modernen dance ("festina") bis hin zu leider ganz schlimmen
gruft-elektro mit cyber goth touch ("astronaut"). viel 90er
dance auch. und trotzdem erscheint das alles eintönig und uninspiriert.
man könnte auch sagen: alles geklaut, aber wenig gekonnt und lieblos.
nein, kalte, digitale preset sounds sind ganz sicher nicht cool, sondern
eher etwas billig.
eines der wenigen musikalisch halbwegs gelungenen stücke ist "casioparty"
und bezieht sich explizit auf die frühen 80er. und so klingt es auch.
kann man machen, ja. immerhin.
aber das, was die platte wirklich schlimm macht, sind stimme und text.
die stimme intoniert den immer gleichen und gelangweilten sprechgesang.
auf "2" ist der gesang aber nicht gelangweilt cool wie in
dafs "der räuber und der prinz", sondern wie die musik der
platte: uninspiriert. vielleicht will sich deswegen auch keine abwechslung
einstellen.
am schlimmsten sind aber die texte. hier und da meint man zu erkennen,
dass gabi delgado versucht, an die alten, beinahe dadaistischen texte
von "daf" anzuknüpfen. das will ihm aber nicht gelingen. die
subtilen andeutungen und subtexte von "alle gegen alle" oder
eben auch "der räuber und der prinz" sucht man vergeblich.
letzteres zitiert er dann auch noch ziemlich ungelenk in "monotones
elektronisches hausklavier": "ich liebe dich - mein monotones
elektronisches hausklavier – nur noch wir". bei texten wie beim
opener "ndkm" bin ich einfach sprachlos: "neue deutsche
klub musik – deutsche texte, deutscher beat. jungs und mädchen, dieses
lied geht um die welt und dann ins all, überall. n – für neu, d – für
deutsch, klub – mit k, musik zum tanzen wunderbar". das kann man
sich auch mit viel goodwill nur schwerlich schön reden.
ich sag es ungern, aber herr delgado, bitte suchen sie sich eine andere
beschäftigung!
(volker kindt)
gabi
delgado @ world wide web
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