(because music/alive)
"night
moves" ist das fünfte album von h-burns, aka renaud brustlein,
einem französchichen musiker, der eine neue wahlheimat in los angeles
gefunden zu haben scheint. ein konzeptalbum, das man als solches in
den tagen einer immer kurzlebigeren musikwelt im digitalen zeitalter
nur noch selten zu sehen und hören bekommt. das artwork ist kunstvoll
auf die inhalte des albums, die musik und lyrik von h-burns, abgestimmt.
das booklet, zugleich ein miniposter, fängt die einzigartigkeit von
los angeles ein und beinhaltet auch die songtexte, die entscheidend
sind, um h-burns werk als gesamtkunstwerk zu verstehen. das booklet
ist in schwarz-weiß gehalten, dem layout eines verlorenen dokuments
aus den 50er jahren kaliforniens nicht unähnlich.
"night moves" steht in keinem bezug zu kelly reichardt's 2013
erschienenem gleichnamigen film. und doch haben album und film gemeinsamkeiten
in der inszenierung, geprägt von einer melancholisch bedrohlichen atmosphäre,
getrieben von einem unauflöslichen widerspruch naturhafter umgebung
und zivilisation sowie unterdrückten und gelebten emotionen. h-burns
"night moves" ist ein zutiefst amerikanisches album, das in
los angeles verortet nächtliche stimmungen in der westküstenmetropole
festhält. wie kaum einem anderen musiker gelingt es h-burns dabei die
widersprüche der stadt in ihrer vielfältigkeit, einzigartigkeit, schönheit
und bedrohung zu dokumentieren. "at night sometimes i can't fake
it" singt h-burns in "in the wee hours". unweit von reyner
banham's "the architecture of four ecologies" sehen wir los
angeles vor uns: surfurbia, die foothills, die plains of id und autopia.
in emotiven anekdoten spiegelt sich die geschichte der stadt, leitmotivisch
vom gegensatz natur und zivilisation durchzogen.
das cover des albums zeigt im sturm wehende palmen, die von wellen umspült
werden. ein symbol der lebensfreude, fruchtbarkeit und sehnsucht. in
der bibel als baum des friedens gedeutet, trifft auf die bedrohliche
gewalt der natur. ähnlich verhält es sich in h-burns song "night
moves", wenn der musiker von der unsichtbaren bedrohung des großen
erwarteten bebens singt und die gegensätze zusammengehörigkeit und zerstörung
aufeinanderprallen: "i wonder if you'll still be around, when the
ground is wide open … the big one seems to be coming up fast, and the
night moves over us“. mit den gegensätzen von natur und zivilisation
sowie schöpfung und zerstörung nimmt h-burns zentrale merkmale auf,
die los angeles auszeichnen: "a city that breaks itself down, builds
itself up again, displaces and regroups itself and where freedom of
movement is a basic premise of life" (c. nooteboom: looking at
los angeles). atmosphärisch zwischen rock, pop und psych driften wir
mit den kompositionen und versen h-burns die langen straßen entlang,
atmen freiheit und einzigartigkeit einer stadt, die wie kaum eine andere
unauflösliche gegensätze friedlich vereint, sich zu eigen macht und,
wie h-burns, ganz unprätentiös einen eigenen weg beschreitet.
jf
h-burns
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