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heinz strunk - sie nannten ihn dreirad

(audiolith/broken silence)

heinz strunk - sie nannten ihn dreirad"spaß mit heinz", das erste diy-album von heinz strunk, ist inzwischen 22 jahre alt. damals geriet das album in die hände von bela b., der schnell das gagpotential dieses kauzigen spinners erkannte und an rocko schamoni vermittelte. was danach kam, ist eine langsame bergauf-karriere, die einiges an skurrilitäten aufweisen kann. fleischmann-tv, bei dem strunk als fette comicfigur jugendliche anrufer auf viva-tv bepöbelte, die jürgen-dose-show bei radio fritz, bücher wie "fleisch ist mein gemüse", theaterstücke wie "phoenix – wem gehört das licht" und natürlich diverse projekte mit "studio braun". immer der schräge vogel, der keine angst vor den ganz unangenehmen themen hat und worte wie defekte waffen benutzt, hat er sich seit "spaß mit heinz" einen ganz eigenen humorkosmos erschaffen. inzwischen ist er bei audiolith gelandet, was im ersten moment seltsam klingt. was macht dieser alte, spleenige mann bei diesem jungen label? einen moment länger drüber nachgedacht macht das dann aber doch wieder sinn, denn mit der gleichen konsequenz und selbstironie, mit der labelmacher lars lewerenz sein ding durchzieht, mauken auch heinz strunks stiefel seit jahren durch die gegend. da haben sich anscheinend zwei professionelle spinner gefunden, die auf dauer nicht aneinander vorbei kamen. auf "sie nannten ihn dreirad" zeigt sich der heinzer folglich auch von der gewohnten seite. wortakrobatisch zwischen nonsense und intellektuellem gepöbel kramt er wieder worte aus, die in diesem kontext vorher wohl nie genutzt wurden. sowieso hat der heinz eine bildsprache, die vor allem unangenehme situationen bis zur fremdscham detailliert schildert. hier jagt wieder ein ekel den nächsten, denn dieser typ hat keine angst vor stigmatisierung durch fäkalhumor. angst vor unangenehmen themen und verqueren gedanken wie "mit 'nem steifen in die kirche" waren und sind dem strunker noch immer fremd. und genau das macht auch den spaß aus, den man beim hören der alben dieser verbalhaubitze hat. man weiß nie, was sein um die ecke gedachter battlehumor einem als nächstes abfordert. das ist sabbelpampe auf höchstem niveau. ach, und die musik?! nun ja, die plätschert so im hintergrund vor sich hin. nichts, was hängen bleibt und vor allem nichts mit druchgängigem konzept, aber melodien, die sich trotzdem irgendwann ins hirn einfräsen, weil man sich das ganze einfach zu oft im suff angehört hat.

(mike witschi)

heinz strunk @ world wide web